am 6. September 2015 in Weißenburg/Mittelfranken am alten Badeweiher
Ein Bericht von Gerhard Döbele, 1. Vorsitzender des SMC Gerlingen e.V.
Das 14. Mal wurde von der Interessengemeinschaft Deutsche Marine nach Weißenburg/Mittelfranken zur Marine-Modell-Flottenparade an den alten Badeweiher eingeladen. Jeden ersten Sonntag im September findet dort am idyllischen Weiher mit dem besonderen Ambiente das sehenswerte Treffen vieler Marine-Modell-Begeisterter statt.
Der angrenzende kleine Campingplatz lädt zum Verweilen ein und trägt mit seinen Einrichtungen zu einem runden Veranstaltungsort bei. So ist auch für eine kulinarische Verpflegung das nötige Umfeld vorhanden.
Alles in allem ist die Veranstaltung überschaubar und ohne Hektik. Viele Schiffsmodellbauer aus Nah und Fern waren wieder angereist und haben auch längere Wege in Kauf genommen, da sich jeder auf ein Wiedersehen mit den Gleichgesinnten in familiärer Atmosphäre freut.
Es gab natürlich viele Modellbauer aus den umliegenden Regionen, aber auch Teilnehmer aus Stuttgart, Herne, dem Vogtland und Mecklenburg Vorpommern.
Allen war die Freude ins Gesicht geschrieben gemeinsam ihre großen grauen Kolosse im Verband auf dem schönen Badeweiher vorbeifahren zu sehen. Seit einiger Zeit wurde auch ein kleines Hafenensemble gebaut und erweitert die Vielzahl an Fahraufgaben um Anlegemanöver und das Passieren der hafeneigenen Klappbrücke. Selbstverständlich darf auch der attraktive Leuchtturm nicht fehlen, dieser steht ein paar Meter vom Ufer als Fixpunkt auf einem extra eingebrachten Gestell.
Um die vielen Modelle auch außerhalb des Wassers in Ruhe betrachten zu können, stehen ausreichend Tische und Bänke bereit, die meist sogar mit gegen Regen geschützt sind. So entwickeln sich interessanten Gesprächen und Diskussionen unter den Anwesenden.
Die meisten der circa 60 Marineschiffe sind im Maßstab 1:100 bzw. 1:96 gehalten. Damit hat ein mittleres Schlachtschiff etwa eine Länge von 2,5 Metern und wiegt fahrfertig 50-60 kg. Wer den Platz hat und die Transportmöglichkeiten brachte auch Modelle von großen Vorbildern in 1:72, 1:50 und 1:35 mit. Sehr beeindrucken waren Zerstörer und Flottentorpedoboote in 1:35 und eine riesengroße Fregatte der Brandenburg-Klasse in 1:50, sie konnte in drei Teile geteilt werden und verschwand so in einem normalen Kombi.
Die Marinemodelle waren von Vorbildern aus den verschiedensten Epochen und Nationen zusammengewürfelt. Obligatorisch war der Anteil an Modellen aus der deutschen Geschichte am Häufigsten, wobei auffiel, dass der Fokus nicht alleine auf Schiffe aus dem Zweiten Weltkrieg lag, sondern viele Schiffsmodelle Vorbildern aus der Kaiserzeit und auch der jüngeren Bundesmarine nachempfunden waren.
So hatte man seine liebe Not, die schon recht schwierige Aufgabe zu meistern, das richtige Vorbildschiff zu erkennen. Diese Aufgabe ist ja schon bei Schiffen der Kriegsmarine schwierig, aber dadurch, dass es nicht so viele Typschiffe gab, noch überschaubar.
Bei der Kaiserlichen Flotte ist das schon schwieriger, schon alleine deswegen, weil es an Büchern, Plänen und Bildmaterial aus dieser Zeit mangelt. Aber es gibt da Modellbauer, die sich als wahre Fachleute herausstellen, wenn es um Materialien, Farben, Waffen und Einsätze der damaligen Einheiten geht. Das Zuhören alleine weckt da schon das Interesse an der Materie und man möchte mehr Einzelheiten erfahren. Es ist in diesem Umfeld besonders interessant, dass es doch einige Geschichtsforscher gibt, die auch heute noch kleinste Fundstücke in gängiger, aber auch zufällig gefundener Literatur zu einem Gesamtwerk zusammentragen. Schade nur, dass dieses Wissen leider irgendwann nicht mehr zur Verfügung steht.
In diesem Zusammenhang sind auch die Zeichner von fundierten Bauunterlagen und Plänen zu erwähnen, die große Arbeit für den exakten Modellbau leisten.
Das Wetter war gnädig und zeigte sich von seiner netten Seite. Es war nicht immer sonnig, aber es blieb trocken und die Bewölkung löste sich gegen Abend immer mehr auf.
Wir vom SMC Gerlingen e.V. (www.smc-gerlingen.net) folgten nun schon das zweite Jahr dem Ruf unseres Peter Behmüllers, der einer der Mitorganisatoren und Ideenträger der Marine-Modell-Flottenparade ist und durch seine schillernden Erzählungen einige unserer Mitglieder mitreißen konnte, nach Weißenburg an den Badeweiher zu fahren.
Auch wurden von verschiedenen Modellbauern zum Teil alte Marine-Modell-Schätze weiter- und fertig gebaut – und dadurch die Begeisterung für die nicht immer „graue Flotte“ wiederbelebt. Es stellte sich heraus, dass fast Jeder irgendein Modell in dieser Klasse besitzt, und wenn es nur das berühmte Wiesel von Graupner ist.
Apropos Graupner, die Firma Graupner/SJ aus Kirchheim/Teck wurde vom Organisationsteam auch eingeladen und kam mit zwei Mitarbeitern, Modellen und einem Präsentationsstand nach Weißenburg an den Badeweiher. Sie hatten sehr viele Premium Fertigmodelle dabei, deren Vorbilder alle zum Thema Marine passten. Ebenso wurden die gängigsten Sender aus der HoTT-Produktlinie gezeigt und die neue Ladegerätegeneration vorgestellt. Nebenbei hatten sie auch viel Zeit für Fachgespräche und Informationen mitgebracht. Eine schöne Gelegenheit auch mal Kritik und Modellwünsche los zu werden.
Nachdem die Stimmung klasse war, auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kam, war die Marine-Modell-Flottenparade dieses Jahr mal wieder eine runde Sache und wir freuen uns schon auf das Treffen Anfang September 2016.
Eine Sache möchte ich aber nicht unerwähnt lassen. Nachdem man klischeehaft ja oft die Meinung hört, dass das Thema Marine-Modelle eher in den Bereich „Ewig-Gestriger“ fällt, kann ich das so nicht stehen lassen und will auch eine andere Facette dieser Veranstaltung zeigen.
Seit einigen Jahren ist es so, dass die Modellbauer Sachspenden, Rümpfe, Pläne, Bücher, Zeitschriften, Bilder und Zubehöre mitbringen, die dann an Interessenten gegen eine Geldspende überlassen werden. Diese Spenden bilden dann die finanzielle Grundlage, um bei einer feierlichen Übergabe der sozial tätigen Organisation „Die Tafel“ in Weißenburg einen beträchtlichen Betrag für ihre Arbeit zu überreichen. Eine schöne Geste der Marine-Modellbauer, die zeigt, dass soziales Engagement und die Beschäftigung mit Marine-Schiffen und deren Geschichte durchaus miteinander verbunden sein können.
Alle Bilder von Familie Döbele (Michaela, Sascha und Gerhard)
Webseite des Vereins: www.SMC-Gerlingen.net