FMT Blog
Die früher schon einmal an Schulen üblichen Arbeitsgemeinschaften firmieren heute unter dem Titel Ganztagsangebot – und hier haben wir Modellflieger erneut die Chance zur Nachwuchsgewinnung. Am Beispiel einer diesbezüglichen Kooperation zwischen dem Modellfluglub Rossendorf e.V. und einem nahegelegenen Dresdner Gymnasium wollen wir zeigen, dass man auf diese Weise Schüler an unser interessantes Hobby heranführen kann.
Das Konzept
Wir bieten seit einigen Jahren die AG Modellflug an. Sie wird einmal wöchentlich für zwei Stunden im Wechsel Bauen/Fliegen durchgeführt und erfreut sich von Anbeginn eines hohen Zuspruchs. Im Beginner-Schuljahr bauen wir mit den Schülern zur Einführung Wurfgleiter aus verschiedenen Werkstoffen (Styropor, Balsa, dann z.B. den Kleinsegler von Opitec und das Modell Lilienthal von aero-naut). Früher ließen wir darauf größere Modelle folgen; bewährt haben sich hier die Motorsegler Climaxx in ihren verschiedenen Versionen von Höllein, wobei jeweils zwei Schüler an einem Modell bauten. Insbesondere der Climaxx Evolution ist aufgrund seines gutmütigen Flugverhaltens gut geeignet für die Fernlenkschulung. Heute versuchen wir ein „aus einer Fläche mach drei Modelle“-Projekt zwecks Rationalisierung, worüber gegebenenfalls später berichtet werden kann.
Praktische Erfahrungen
Der Modellbau in der Werkstatt Rossendorf lief ohne Schwierigkeiten. Problematischer gestaltete sich der Flugbetrieb: entweder war das Wetter ungeeignet oder die Schüler fanden unseren Flugplatz nicht (kann ja mal vorkommen). Auch eine fehlende Busverbindung zum Platz wurde bemängelt. Eine durchgängige Fernlenkschulung war nicht möglich.
Den Ausweg bot die Schulung in der Sporthalle unmittelbar nach dem Unterricht. Allerdings wollten wir den Schülern nicht den zu dieser Zeit modernen Kunstflug-Doppeldecker (oder später den Manta) anbieten, vielmehr sollten sie mit einem gutmütig zu fliegenden Hochdecker die Steuerkünste erlernen. Gemäß „Freilanderfahrungen“ würde sich doch auch im Indoorbereich die Lehrer/Schüler-Fernlenktechnik bewähren, oder?
Praktische Erkenntnisse
Dieser Hoffnung widersprach das Trägheitsgesetz zunächst gleich mehrfach:
- Ein Körper befindet sich solange im Zustand einer geradlinigen (Flug-)Bewegung, bis der Lehrer denkt: Nanu, der macht wohl jetzt doch keine Kurve? Und schon ist die Wand da.
- Der Lehrer schaut wohlwollend zu, wie der Schüler das Modell im Start mit voller Drehzahl hochzieht und dann plötzlich auf Leerlauf schaltet … ehe nun auch der Lehrer „schaltet“, nickt das Modell und schlägt mit dem Motor auf.
Das wurde uns bald zu teuer. Eine Neukonstruktion sollte folgende Eigenschaften mitbringen: robust gegen Wandanschläge und andere Abstürze, langsam fliegend, gutmütig steuerbar.
Konstruktion eines Schulungsmodells
Den Langsamflug hatten wir bereits in dem Modell mit vorn liegendem Antrieb durch Leichtbau und ein geeignetes Flügelprofil realisiert (160 Gramm, gewölbte Platte). Die Robustheit forderte allerdings ihren Tribut: das erste Pusher-Hochdecker-Modell mit dem nun aufschlagfesten, weil hinten liegenden Antrieb – eine Anleihe beim tschechischen Motorsegler Ogar – wog 220 Gramm (13,5 g/dm2). Es war dadurch etwas schneller, aber ausgesprochen an/aufschlagfest; der 26 mm dicke EPP-Bug nahm die Aufprallenergie sehr gut auf, Propeller und Motor blieben von da an unbeschädigt. Das Fahrwerk reparierten wir allerdings nur einmal.
Weitere Entwicklungsschritte führten schließlich zu einer Pusher-Tiefdecker-Version, bei der sich eine Reduzierung der Flächenbelastung auf 10 g/dm2 ergab. Obwohl die Vorverlegung des Antriebs hinter einen immer noch schützenden Bug nun zum Tiefdecker führte, wurden keine Abstriche an der gutmütigen Steuerbarkeit bemerkt.
Damit erfolgreich
Mit dieser Modellvariante schulen wir bereits seit drei Jahren die Neuankömmlinge – überwiegend Fünftklässler – und der „Wirkungsgrad“ kann sich sehen lassen: binnen eines Schuljahres erlernen ca. 75% der Schüler das Fernlenken dieses einfachen Motor-Flugmodells in der Halle! Sie haben dann nicht nur den Anfängerfehler „Kurskorrektur im Gegenflug“ ausgemerzt, sondern sind auch in der Lage, das Modell nach einem Full-Power-Start durch Nachdrücken und sorgfältige Drehzahl-reduzierung in die Reiseflugphase zu bringen. Sie wissen auch, dass in einer Kurve gezogen werden muss, um das Modell horizontal zu halten. Erfahrungsgemäß dauert es dann aber etwas länger, ehe sie das Modell nach dem Kurvenflug wieder beruhigt haben: Obwohl bekant, dass es nach einer Kurve mit höherer Geschwindigkeit herauskommt, als es hineingegangen ist, und dass diese Überfahrt zum Aufbäumen führt, besteht die Hürde darin, den geeigneten Zeitpunkt für das Nachdrücken zu finden. Nicht selten wird durch ungeeignete Zeitpunktwahl diese Längsschwingung regelrecht angefacht. Hier muss der Lehrer einfach etwas mehr Geduld aufbringen.
Über diese Schulungsmethode würde nicht berichtet, wenn sich in der darauf folgenden Outdoor-Schulung nicht auch die erhoffte Zeitersparung eingestellt hätte. So waren z.B. in einem Modellflug-Ferienlager im Juli 2013 lediglich zwei Trainingstage mit je zwei Stunden erforderlich, in denen die Jungen auch die Motorsegler mit zwei Meter Spannweite beherrschten. Drei von vier Schülern konnten bei den abschließenden Wettbewerben (in der Electric Class) zum Ende der Ferienwoche selbständig teilnehmen. Andere Schüler fliegen inzwischen erfolgreich in den Wettbewerben der Klasse F3K (HLG-Modelle) als Vertreter unseres Vereins.
Das Schulungsmodell
Als Ergebnis der Betriebserfahrung von drei Schuljahren ist der beschriebene Pusher-Tiefdecker in seinem Verhältnis Masse/Robustheit weitestgehend minimiert. Einen Großteil der Aufprallenergie nimmt der EPP-Bug auf; den in die Rumpfstruktur weitergeleiteten Schubkräften widersteht eine Sperrholz-Balsaholz-Konstruktion. Selbst der aus 3-mm-Depron gewölbte Flügel bietet eine gewisse „Unkaputtbarkeit“ – Stöße verformen diesen erfahrungsgemäß elastisch. Die Unterlagen zum Nachbau können unter info@mfc-rossendorf.de angefordert werden, auch gibt es weitere Hinweise auf unserer homepage www.mfc-rossendorf.de. Andererseits findet der versierte Modellbauer aber auch rasch seine eigene Lösung.
Resümee
Modellflug in der Schule bietet die Möglichkeit, Kinder in einem größeren Umfang auf unser wunderschönes Hobby aufmerksam zu machen, als es mit den sonst üblichen PR-Methoden der Vereinsarbeit gelingt. Der jährliche Zuwachs bei unserem Angebot spricht für sich, in verkleinerter Rate schlägt dieser sich auch in der Vereinsmitgliedschaft nieder.
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