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FMT Blog

Sonntag, 17.07.2016 Programmierübersicht für Jeti-Sender

Wie einfach war früher doch die Welt der Fernsteuerungen. Die Sender hatten eine überschaubare Anzahl von Funktionen. Neben den Kreuzknüppeln gab es vielleicht noch ein oder zwei Schieber, einen Drehknopf und wenn’s hoch kam zwei oder drei Schalter. Die Funktionen und Schalter waren mehr oder weniger fix zugeordnet. Zu Programmieren gab es so gut wie nichts, sollte ein Servo ausnahmsweise mal anders herum laufen, musste entweder ein Dipschalter umgestellt oder ein Stecker umgedreht werden. Nullpunktvoreinstellungen bzw. –verstellungen gab es nur in Form der Trimmungen für die Funktionen der Kreuzknüppel, und das war auch schon alles. Bei ganz noblen Geräten gab es eventuell noch Dual-Rate-Schalter, deren Wirkung über Potis eingestellt werden konnte. Sämtliche Einstellungen wurden also hardwareseitig verdrahtet oder mit Schaltern und Einstellpotis vorgenommen.

… und heute
Völlig anders die Welt von heute. Klar, die Kreuzknüppel sind geblieben. Die übrigen Elemente gibt es alle auch heute noch so, jedoch schon fast in beliebiger Anzahl. Als Otto Normalflieger kann man sich beinahe nicht mehr vorstellen, wofür man z.B. 24 unterschiedliche Funktionen auf 24 unterschiedlichen Gebern benötigen könnte. Zumindest nicht bei Flugmodellen. Natürlich davon abgesehen, dass es auch Kanalbelegungen gibt, bei denen ein Geber auf mehrere Kanäle wirkt (Beispiel Mehrklappen-Flügel mit jeweils eigenem Servo je Klappe). Bei Schiffs- oder Funktionsmodellen mag das ja vielleicht anders sein, wobei es dafür auch schon früher Erweiterungsmodule gab, die aus einem Proportional-Kanal mehrere Schaltkanäle machen konnten. Verwendet man diese Technik mit den heutigen Sendern zusätzlich, kommt man fast schon auf eine beliebige Anzahl von Funktionen.
Aber zurück zum Flugmodell. Und zu einer modernen Fernsteuerung am Beispiel eines Jeti-DC-16-Senders. Hier steht die 16 für 16 verschiedene Funktionen, die jeweils mit einem beliebigen Geber bedient und an 16 Steckplätze eines Empfängers übertragen werden können. Wenn man mal von der Funktion der Kreuzknüppel absieht, da sich die Funktionen hier aus dem jeweiligen Steuerungsmodus ergeben, können alle andern Funktionen auf beliebige Geber gelegt werden. Natürlich wird man versuchen, sich da einen Standard zu erarbeiten, will heißen, gleiche Geber für gleiche Funktionen festzulegen. Manchmal macht es aber durchaus Sinn, davon abzuweichen. Ich zum Beispiel fliege im Mode 2, d.h. ich schalte Zusatzfunktionen viel lieber mit der linken Hand, weil ich dann den rechten Knüppel nicht loslassen muss und so das Flugmodell in der rechten Hand mit Quer- und Höhenruder beim Betätigen eines Schalters mit der linken Hand noch „voll im Griff“ habe. Und dann stellt sich natürlich schon die Frage, ob man Schalter nicht doch unterschiedlich nutzen soll, wenn man die eine oder andere „Standardbelegung“ in einem bestimmten Modell überhaupt nicht benutzt.

Viele Einstellungen in vielen Sendermenüs
Neben den Geberzuweisungen gibt es natürlich sprichwörtlich tausend andere Einstell- und Programmiermöglichkeiten wie z.B. Servoeinstellungen (Min, Max, Null, Dual-Rate, Expo…), Mischer, logische Schalter, Alarme, Timer, Telemetriegeber und Sequenzer, um nur einige Beispiele zu nennen. Viele dieser Funktionen sind wiederum mit irgendwelchen Gebern verknüpft oder z.B. nur bestimmten Flugphasen zugewiesen. Will man sich alle Einstellungen auf dem Sender anschauen, muss man sich durch eine Unzahl von Menüs quälen. Für manche Sender gibt es eine PC-Software, mit der die Sendersoftware emuliert wird, so dass man sich das Ganze auch auf dem PC anschauen kann. Bei den mir bekannten Programmen ist das aber auch nicht viel besser als auf dem Sender, eben weil halt die Sendersoftware lediglich emuliert wird.
Für die Jeti DC 16 gibt es ein solches PC-Programm nicht. Da ich auf meinem Sender mehr als 20 eigene und um die zehn fremde Modelle eingerichtet habe, habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, mir möglichst schnell und einfach einen Überblick über die verschiedenen Modelleinstellungen zu verschaffen. Dies auch deshalb, weil ich die fremden Modelle, die im Lehrer-Schüler-Betrieb geflogen werden, teilweise direkt von den Schülersendern übernommen habe.

Wie behalte ich die Übersicht?
Die erste Idee war: Schau doch einfach mal in die auf dem Sender gespeicherten Modelldateien rein. Öffnet man eine solche mit einem einfachen Editor, springt einem eine riesenlange Textwurst entgegen. Man findet irgendwie einzelne Begriffe, die einem schon etwas sagen, die Datei ist insgesamt so aber nicht sinnvoll lesbar. Erkennbar ist jedoch, dass eine Struktur vorliegt, die ähnlich wie in bestimmten Programmiersprachen über paarweise auftretende geschweifte Klammern gesteuert wird. Ein Miniprogramm, das einfach nur Tabulatorsprünge und Zeilenvorschübe in Abhängigkeit dieser geschweiften Klammern in die Datei einfügt, war schnell geschrieben. Natürlich wurde die Originaldatei nicht überschrieben, sondern eine neue Datei mit Endung .txt auf dem PC erstellt. Nach dem Öffnen der Datei mit dem Windows Standard Editor sieht die Sache schon deutlich übersichtlicher aus. Aber so richtig lesbar ist diese Datei wohl auch nur für diejenigen, die die Dateistruktur festgelegt und die Sendersoftware erstellt haben. Manche Dinge erschließen sich einem sofort, bei anderen muss man sich schon ganz schön reinknien, um hinter die genaue Bedeutung zu kommen. Und da hat mich dann der Ehrgeiz gepackt.

Die Übersichtstabelle

Ziel war, eine möglichst übersichtliche Tabelle aufzubauen, in der die wichtigsten Einstellungen eines Modells aufgeführt und auch „entschlüsselt“ sind, d.h. Funktionen oder Werte sollten soweit als möglich lesbar aufbereitet werden. In der Datei vorgesehene Platzhalter für nicht genutzte Funktionen galt es auszublenden.
Da ich in vielen Modellbaubereichen mit Excel arbeite, sollte es auch dieses Mal eine Exceltabelle sein. Dies hat sich auch deshalb angeboten, weil man durch die Verwendung von Formeln einiges an Programmieraufwand einsparen kann. Gerade zum Beispiel dann, wenn es darum geht, viele Werte in völlig andere Werte oder Texte umzuwandeln, also sozusagen zu „übersetzen“. Das lässt sich mit der Funktion SVERWEIS völlig problemlos erledigen. Trotzdem musste natürlich einiges „von Hand“ programmiert werden. Die Tabelle, die letztendlich dabei herauskam, besitzt nun einen dreiteiligen Aufbau:

Linke Seite, Spalten A bis D:
Die Spalte A enthält eine freitextliche Bezeichnung der jeweiligen Funktion oder eines Funktionsbereiches, also z.B. „Trainerschalter“ oder „Servoeinstellungen“. Spalte B enthält den Suchbegriff, mit dem die Einstellungen in der Modelldatei gesucht werden. In Spalte C wird beschrieben, um was für eine Art von Parameter es sich handelt. Es gibt Parameter, die sind nur ein einziges Mal vorhanden sind und welche, die mehrfach vorkommen. Erstere habe ich kraft souveräner Willkür mit der Bezeichnung „mono“ und letztere mit „multi“ versehen. Als Beispiele können hier wieder die beiden bereits oben genannten herangezogen werden. Bei Monoparametern enthält die Spalte D die für den Parameter gefundenen Werteeinträge genau in der Form, wie sie in der Modelldatei stehen.

Rechte Seite, Spalten F und folgende:
Da es bei den Multiparametern einige unterschiedliche Varianten gibt, wurde die Info in Spalte C noch entsprechend ergänzt. Die zu einem Multiparameter gehörenden Einträge werden inklusive der Überschriften 1:1 in die Spalten F und folgende Übernommen. Teilweise erklären sie sich von selbst, teilweise bedürfen sie einer entsprechenden Interpretation und Umsetzung. Zentrale Bedeutung kommt an dieser Stelle nun dem „mittleren“ Teil der Tabelle zu.

Das Kernstück, die Spalte E:
In dieser Spalte werden die gefundenen Informationen nun so aufbereitet, dass sie „normal lesbar“ sind. Dabei werden die Bezeichnungen für Geber, Schalter, Logische Schalter, Telemetriegeber etc. so aufgeführt, wie sie auf dem Sender aufgedruckt sind oder in den Sendermenüs verwendet werden. Also Beispielsweise P1 für Geber P1 oder SA bis SK für Schalter A bis K oder L2 für Logischen Schalter 2. Soweit den Funktionen Namen (Labels) zugeordnet wurden, werden diese in der Spalte E jeweils vorangestellt.
Bei den Multiparametern werden für die Aufbereitung nicht immer alle Unterparameter, sondern nur die wichtigsten benutzt. Die Überschriften der zur Aufbereitung benutzten Werte sind grün dargestellt. Die jeweilige Überschriftszelle enthält in den Bemerkungen bei Bedarf Informationen darüber, wie die Umsetzung in den Klartext erfolgt.
Will man sich nun einen möglichst schnellen Überblick über die Konfiguration eines Modells verschaffen, reicht es, sich nur die Spalten A und E anzeigen zu lassen und alle anderen Spalten auszublenden. Will man sich eine komplette Übersicht verschaffen, sollten lediglich die Spalten B bis D ausgeblendet werden.

Brauch ich doch nicht!
Vielleicht denkt sich der eine oder andere Leser nun: Was soll das? Ich weiß doch, wie ich meine Modelle programmiert habe. Sowas brauche ich nicht! Wenn Sie, lieber Leser, dazu gehören und mehr als nur einige wenige Modelle auf ihrem Sender haben, würde ich fast eine Wette mit Ihnen eingehen, dass Sie beim ein oder anderen Modell die eine oder andere Ungereimtheit finden werden, sofern Sie alle Ihre Modelle einmal mit dem Programm aufbereiten lassen. Sei es, dass Sie Schalter uneinheitlich benutzen, sei es, dass Sie Funktionen programmiert haben, denen noch irgendwelche Zuweisungen fehlen. Oder auch nur vergessen haben, die Dual-Rate-Funktion, die Sie eigentlich nur fürs Einfliegen nutzen wollten, wieder zurückzunehmen, um nicht später versehentlich mit falschen Ruderausschlägen zu fliegen.
Während der Entwicklung des Programms habe ich nicht nur meine eigenen Modelldateien genutzt, sondern über das deutsche Jeti-Forum auch eine Menge Modelldateien anderer Jeti-Nutzer erhalten. Sowohl in meinen eigenen, als auch in den bereitgestellten Dateien, sind eine Menge solcher oder ähnlicher Ungereimtheiten aufgetaucht, bis hin zu Mischern, bei denen „irgendwas“ zu „nichts“ hinzu gemischt wurde. Oft sind es auch Dinge, die man mal ausprobieren wollte, dann aber wieder verworfen hat, ohne alle Übrigbleibsel zu eliminieren.

Der Download
Sollten Sie die Übersicht einsetzen wollen, können Sie die Exceldatei hier herunterladen. Ergänzend finden Sie dort eine Dateiversion von René Laux sowie kurze Beschreibungen zur Nutzung der Dateien. Da die Entwicklung der Übersicht sicher weitergehen wird, können Sie sich über den jeweils neuesten Stand im deutschen Jeti-Forum und in dem folgenden Thread auf dem Laufenden halten. Dort werden auch neuere Versionen bereit gestellt: http://www.jetiforum.de/index.php/22-software/5155-software-zum-bearbeiten-der-modellspeicher?start=18

Vielen Dank und viel Spaß
Zum Schluss dieser Zeilen möchte ich nicht vergessen, mich bei all den Forumsnutzern ganz herzlich zu bedanken, die mich durch die Überlassung ihrer Modelldateien oder durch Hinweise auf Fehler und vor allem durch Verbesserungsvorschläge unterstützt haben. Es ist schon erstaunlich, wie sich eine Anfangsidee durch viele weitere Ideen Gleichgesinnter weiterentwickelt und zu einem immer besseren Produkt führt. Dafür herzlichen Dank! Bleibt mir – last not least – noch,  Ihnen viel Spaß mit der Exceldatei und damit hoffentlich eine bessere Übersicht über Ihre Modelle auf Ihrem Jeti-Sender zu wünschen.

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