FMT Blog
Spektakulär sind sie, die Indoor-Eigenbauten, die wir in dieser Saison auf vielen Messe-Airshows bewundern dürfen. Christian Huber stellt im Folgenden die Modelle vor, die auf der Faszination Modelltech 2017 in Sinsheim ihren Auftritt hatten.
A-380 von Daniel Hör
Eines der interessantesten Modelle war mit Sicherheit die A-380 von Daniel Hör. Dies liegt aber nicht nur an den Eckdaten, das Modell wiegt bei einer Spannweite von nur 32 cm gerade einmal 8,7 g, sondern vielmehr daran, wann und wo das Modell gebaut wurde. Die kleine A-380 im Maßstab von 1:250 entstand nämlich komplett, inklusive Depron-Spalten und -Tiefziehen, abends im Hotellzimmer. Jürgen Schönle hatte seine Tiefziehmaschine mitgebracht, Chris Tittel und ich selbst haben Werkzeug und Kleber beigesteuert, so dass im Laufe eines Abends vier Teilesätze entstanden. Daniel hat es tatsächlich geschafft, sein Modell abends noch komplett flugfertig aufzubauen, wofür er zwei Motoren aus einem kleinen Quadcopter, einen Deltang-Empfänger sowie zwei Aktuatoren aus einem RTF-Modell von Conrad verwendete. Tags darauf auf der Messe zeigte der kleine Airliner dann fast auf Anhieb sehr gute Flugeigenschaften, was uns alle mehr als überraschte und ein großer Erfolg war. Vor allem, wenn man bedenkt, in welch kurzer Zeit dieses Modell entstand.
Boeing 757-300 von Daniel Hör
Die Boeing 757-300 von Daniel Hör ist ein Eigenbau, der die Airliner-Staffel stets aufs neue bereichert. Das Modell ist aus gespaltenem Depron mit einer Dicke von teilweise nur noch 0,2 mm aufgebaut, wobei Daniel mit diesem Material sogar die Rundungen des Modells perfekt wiedergibt, ohne dabei ein einziges Tiefziehteil zu verwenden. Der Airliner verfügt bei einer Rumpflänge von 110 cm über eine Spannweite von 92 cm, das Gewicht des Modells liegt bei lediglich 62 g - und das trotz angelenkten Landeklappen sowie eines funktionsfähigen Einziehfahrwerks. Das tolle Flugbild und die langsame Fluggeschwindigkeit sorgen für ein sehr realistisches Erscheinungsbild.
ASW 27 von Tom Schunk
Die ASW 27 wurde einst von Tom Schunk für die Indooraction gebaut, da Tom jedoch eine kleine Auszeit vom Indoorfliegen nimmt, wurde das Modell auf der Messe von Kevin Kirz präsentiert. Es ist immer wieder erstaunlich, wie dieser 4 m spannende Segler seine Kreise im Netz zieht, angetrieben von einem geradezu winzigen Hacker E10, verbaut in einem GWS-Impeller EDF40 und gespeist von einem 3s-450-mAh-LiPo. Insgesamt neun Servos arbeiten in diesem Modell, das sogar über ein Einziehfahrwerk und Störklappen verfügt. Für das Tiefziehen des Rumpfs wurde ein Rumpf eines Paritech-Segler verwendet, mit dessen Hilfe eine Negativform erstellt wurde.
DC-3 von Jürgen Schönle
Die DC-3 von Jürgen Schönle ist trotz oder gerade wegen ihrer Größe ein Meisterwerk. Ein Plastikmodell diente Jürgen als Form für die Tiefziehteile, aus denen das Modell aufgebaut ist. Natürlich kommt hier Depron zum Einsatz, welches mit dem Heißdraht gespalten wurde, es hat so noch eine Dicke von 0,6 bis 2 mm. Trotz einem Maßstab von 1:48 verfügt das über sieben Kanäle gesteuerte Modell über ein funktionsfähiges Einziehfahrwerk sowie eine schaltbare Beleuchtung inklusive Landescheinwerfer. Nicht einmal die zentrale Landeklappe fehlt an dem aus 20 einzelnen Tiefziehteilen bestehenden Modell, das trotz all dieser Funktionen lediglich 35,8 g auf die Waage bringt und sich somit auch in der Luft sehr vorbildgetreu verhält.
Eurofighter von Jürgen Schönle, Chris Tittel, Daniel Hör und Christian Huber
Die vier Eurofighter sind ein Gemeinschaftsprojekt von Jürgen Schönle, Chris Tittel, Daniel Hör und mir. Chris Tittel übernahm die Konstruktion des Modells im 3D-CAD und fräste die Rumpfform aus MDF. Ich übernahm das Verschleifen und Aufteilen der Form sowie das Tiefziehen der Rumpfteile. Die Tragflächen und Leitwerke der Modelle sind hingegen klassisch in 1,5- bis 3-mm-Depron aufgebaut, wobei die Tragfläche in Rippenbauweise entstand. Die Modelle von Chris und Daniel sind mit zwei Eigenbau-Impellern ausgestattet, was sie zusammen mit der Vektorsteuerung extrem wendig macht. Mein Modell und das von Jürgen verfügen über einen Pusher-Antrieb, wobei ich auch hier eine Vektorsteuerung umgesetzt habe. Zusätzlich verfügt mein Eurofighter als einziger aus der Staffel über ein Einziehfahrwerk, was jedoch auch ein geringes Mehrgewicht von etwa 40 g gegenüber den 280 g schweren Modellen von Daniel und Chris bedeutet. Zusätzlich ist mein Modell mit Tanks und Raketen bestückt, die an den anderen Jets noch nachgerüstet werden. Dank der Wendigkeit der Modelle konnten wir im engen Netzt zu dritt fliegen, wobei sich die Modelle dennoch oft sehr nahe kamen.
Horten von Jürgen Schönle
Die Horten ist ein kompletter Eigenbau von Jürgen Schönle. Sie entstand im Maßstab 1:7, wobei man kaum glauben würde, dass das Original in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges entstand und nachweislich über begrenzte Tarnkappenfähigkeiten verfügte. Der futuristisch wirkende Nurflügel hat eine Spannweite von 2,4 m und entstand in Rippenbauweise, beplankt ist das Modell mit dünnem 1,5-mm-Depron. Neben zwei Eigenbau-Impellern verfügt das Modell über ein Einziehfahrwerk sowie über sämtliche Steuerflächen, die auch die originale Maschine hatte. Neben zahlreichen Servos im Modell arbeiten auch mindestens ebenso viele Mischer in Jürgens Sender, so dass das Modell eine überraschende Steuerfolgsamkeit zeigt. Seine Seltenheit sowie das einzigartige Flugbild machen das Modell mit Sicherheit zu einer der interessantesten Konstruktionen im Indoorbereich.
Quadcopter-Eigenbau von Chris Tittel
Quadrocopter sind nichts Besonderes mehr – so könnte man meinen. Doch weit gefehlt: Chris Tittel brachte eine Eigenkonstruktion mit nach Sinsheim, die mit Sicherheit ihresgleichen sucht. Bei einer Rahmengröße von 60 cm ist der Copter mit selbst gebauten, superleichten 16-Zoll-GFK-Propellern ausgestattet, die über ebenfalls selbst gebaute Riemengetriebe von winzigen 3-g-Brushless-Motoren angetrieben werden. Die Drehzahl des Antriebs ist im Flug so niedrig, dass man fast die Umdrehungen zählen kann. Mit 1s 350 mAh bringt diese Eigenkonstruktion gerade einmal 74 g auf die Waage und ist in der Luft quasi nicht zu hören.
Minions-Gruppe von Helmut Langwost
Die Minions, die seit dem Film „Ich – einfach unverbesserlich“ eine riesige Fangemeinde haben, brachten Helmut Langwost auf die Idee zu seinem neuesten Projekt. Zusammen mit seiner Jugendgruppe brachte er die witzigen kleinen Kerlchen zum Fliegen und begeistert mit einer ganzen Schar dieser Modelle das Publikum. passende Requisiten und Shirts sorgen nicht nur bei der Jugendgruppe stets für gute Laune und viel Spaß, sondern lassen auch das Publikum in die Welt der Minions eintauschen. Die Modelle sind ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man mit recht wenig Aufwand ein Flugshow-Highlight zaubern kann.
Seegans von Christian Huber
Meine Seegans, deren Vorbild aus einer Disney-Serie stammt, hat nun doch schon ein paar Veranstaltungen auf dem Buckel, kommt beim Publikum aber immer wieder so gut an, dass ich das Modell immer noch gerne mit zur Messe bringe. Ein Aufbau aus 3- und 6-mm-Depron, der mit 1,5-mm-Depron beplankt ist, sorgt für ein sehr niedriges Fluggewicht von nur 1 kg. Angetrieben wird das Modell von zwei lediglich 30 g schweren Außenläufern, die über Eigenbaugetriebe 16“ große CFK-Dreiblatt-Luftschrauben antreiben und dem Modell zu ansprechenden Flugleistungen verhelfen. Auch wenn das die Zuschauer immer wieder vermuten, für den Wasserflug eignet sich das Modell aus verschiedenen Gründen nicht, dafür ist jedoch ein funktionsfähiges Einziehfahrwerk verbaut, das Starts und Landungen auf festen Pisten möglich macht.
Transall von Christian Huber
Zum ersten Mal in Sinsheim zu sehen war meine Transall Superlight. Das Modell ist ein eher freier Nachbau der Transall und diente als Versuchsträger, um Erfahrung mit dem Bau von Folienrümpfen zu sammeln. Der gesamte Rumpf besteht lediglich aus Folie und ist mit Helium befüllt, was einen Auftrieb von etwa 9 g ergibt. Extremer Leichtbau an der Tragfläche sowie dem Leitwerk ergeben ein Fluggewicht von lediglich 90 g, trotz dem für den Schwerpunkt notwendigen 1s-600-mAhLiPo - und das bei einer Spannweite von 1,6 m. Die Fluggeschwindigkeit entspricht Schrittempo, so dass sich trotz der einfachen Bauweise ein schönes Flugbild ergibt.
X-01 von Christian Huber
Die X-01 war mein Last-Minute-Projekt vor der Messe, als Vorbild diente das von Boeing und der Nasa erforschte Konzept des „Lifting Body“: Dies bedeutet, dass Tragfläche und Rumpf fließend ineinander übergehen und auch der Rumpf zum Auftrieb des Flugzeugs beiträgt. Ein paar technische Probleme galt es noch auszumerzen, dennoch zeigte das Modell, angetrieben von zwei Eigenbau-Impellern mit 3-g-Brushless-Motoren, bereits sehr gute Flugeigenschaften und einen sehr geringen Leistungsbedarf. Bei 1 m Spannweite bringt der Prototyp knapp 100 g auf die Waage, bis zur Messe in Friedrichshafen werde ich dieses Konzept weiter verfolgen und ein neues, optimiertes Modell aufbauen.
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