FMT Blog
Retro entwickelt sich zur Zeit in vielen Bereichen als ein regelrechter Trend. Weil sich einfach viele Menschen an den Dingen begeistern, die sie oft selbst vor vielen Jahren erlebt haben. Im Modellflug ist es nicht anders, in der guten alten Kunstflugklasse RC-1 hat sich in Kärnten/Österreich vor fünf Jahren eine Szene gebildet, stark getrieben von Hanno Prettner, der in Zusammenarbeit mit Schweighofer seine legendäre Curare neu aufgelegt hat. War der erste RC-1-Retro-Wettbewerb 2014 noch dominiert von der Curare, so konnte man beim Wettbewerb 2017 nur noch wenige Curare, aber dafür viele andere tolle Modelle aus dieser Zeit sehen.
Das Flugprogramm
Die Flugfiguren wurden bereits 2014 für den damals ersten Wettbewerb entwickelt, dieses Jahr kam die letzte Flugfigur mit zwei gegengleichen Rollen dazu. Das Programm zeichnet sich dadurch aus, dass es der damaligen Zeit und den Modellen entsprechend eher schnell und dynamisch geflogen wird. Die geforderten Figuren sind Zentralfiguren, damit wird die Wendefigur nicht gewertet. Was sich einfach liest, nämlich Start, Landeanflug und Landung, wird als einzelne Figur voll mitgewertet, das hat es in sich. Schnelle Kunstflugmodelle konstant in einem 15-Meter-Fenster sauber aufzusetzen, kann zu einer echten Herausforderung werden. Hier wurden durchaus von manchen einige Punkte verschenkt. Das Programm soll in einer Entfernung von 150 Metern geflogen werden, die meisten Piloten haben eine Kubanacht als Wendefigur geflogen, um eine konstante Tiefe zu halten. Und obwohl die einzelnen Figuren recht einfach aussehen, erfordert das Programm doch einiges an Trainingsaufwand, um es konstant und sauber zu fliegen. Man kann das schnell selber probieren und feststellen, wenn man mal drei deckungsgleiche, runde 120-Meter-Loopings zu fliegen versucht.
Das Programm im Einzelnen: 1. Start, 2. kombinierter Immelmann, 3. drei schnelle Rollen, 4. Turn mit ¼-Rolle auf- und abwärts, 5. Kubanacht mit ½ Rollen, 6. drei Loopings gezogen, 7. Rückenflug, 8. drei Umdrehungen Trudeln, 9. zwei Rollen gegengleich, 10. Landeanflug, 11. Landung
Die Modelle
Waren es am Anfang viele Curare, so haben sich in der Zwischenzeit eine Vielfalt an Modellen gezeigt: Magic, Calypso, Super Sicroly, Komet, aber auch andere Konstruktionen wie ein Mark 17 und ein Arrow ist auch immer eine gute Wahl. Das verbindende Element, warum diese Modelle eingesetzt werden, ist die Regel, dass nur Modelle zugelassen sind, die vor 1987 konstruiert wurden. Dabei geht es nur um das Modell, wobei für Verbrenner 10 cm³ als Obergrenze gelten und Elektromodelle mit Antrieben bis 6s-LiPos betrieben werden können. Für Modelle, die vor dem Jahr 1970 konstruiert wurden, gibt es pro Flug 70 Punkte extra, für Modelle mit Verbrennermotoren gibt es weitere 30 Punkte.
Hier zeigt sich auch ein sehr unterschiedlicher Zugang der einzelnen Piloten. Da gibt es die Auslegung mit 10 cm³ Verbrennermotoren und Resonanzrohr aus der damaligen Zeit, hochdrehend mit 11 Zoll Propeller. Was aber und leider nur die allerwenigsten noch einsetzen. Die meisten setzen auf problemlose Elektroantriebe, die zum einen wie ein Verbrenner ausgelegt sind, also mit fünf Zellen mit 11-Zoll-Propeller, und gleichen Drehzahlen wie damals, in der Luft hört man fast kein Unterschied zu einem Verbrenner. Und dann gibt es die Piloten, die einen 6-Zellen-Antrieb mit 13-Zoll-Propeller einsetzen, mit deutlich weniger Drehzahl und entsprechend leise. Bei den Servos wird alles eingesetzt, was stellgenau und spielfrei ist. Viele Modelle haben noch ein 3-Bein-Einziehfahrwerk, was die glatte Linienführung in der Luft noch unterstreicht.
Der Wettbewerb
In den letzten Jahren hat sich eine kleine, aber treue Gruppe von ambitionierten Retro-Piloten gefunden, man kennt sich aus den Jahren zuvor schon. Dieses Jahr haben sich neun Piloten angemeldet, wovon der Mitstreiter aus Wien sein Modell in einem letzten Trainingsflug direkt vor dem Wettbewerb stark beschädigt hat. Man merkt jedem Piloten an, dass er konzentriert zur Sache geht, bei den drei Erstplatzierten sind gerade mal 35 Prozentpunkte Unterschied am Ende, eine nicht sauber geflogene Figur hat die Platzierung verändert. Die gezeigte Performance kann man mit Wettbewerbspiloten aus der heutigen F3A-Szene vergleichen, haben doch die meisten Retro-Piloten viele Jahre aktive Kunstflugerfahrung. Die Figuren werden mit einer beeindruckenden Präzision geflogen, hier zeigt auch, welche Leistungsfähigkeit die damaligen Modelle schon hatten. Der MFC Jauntal hat diesen Wettbewerb nun zum dritten Mal ausgerichtet, dabei hat es nach hartem Kampf doch jedes Jahr einen anderen Gewinner gegeben. Die Mitglieder haben den Tag perfekt vorbereitet und neben einem reibungslosen und entspannten Ablauf war auch bestens für die Vepflegung gesorgt.
Die Punktrichter
Ein großes Lob muss man den drei Punktrichtern Dietmar Waltritsch, Georg Kienberger und Manfred Leitsoni aussprechen. Es sind selbst entweder aktive Wettbewerbspiloten und Punktrichter oder sie waren in den 1980er Jahren als Punktrichter tätig. Sie haben mit ihrer langjährigen Kunstflugerfahrung mit geschultem Auge die Figuren der Piloten sehr fair und präzise bewertet, hier gab es nur Anerkennung der teilnehmenden Piloten. nachdem die einzelnen Durchgänge ausgehängt waren.
Highlight
Ein tolles Highlight hatte Alfred Trettenbrein noch mitgebracht. Er ist seit vielen Jahren dafür bekannt, dass er ein Dalotel-Liebhaber ist, er hat es nach eigenen Aussagen auf bestimmt schon 20 Dalotel in seiner Laufbahn gebracht. Zum Wettbewerb hatte er eine große Dalotel mit rund 280 cm Spannweite dabei, mit sensationellen 7,2 kg Fluggewicht bei elektrischem Antrieb. Damit ist dieses Modell knapp 3 kg leichter als das damalige Wettbewerbsmodell mit zwei Webra-10-cm²-Motoren, die auf einen Propeller gewirkt haben. Das besondere an der elektrischen Dalotel ist ein Contra-Rotating-Antrieb, wie er in der aktuellen F3A-Wettbewerbsszene zum Einsatz kommt. Die beiden Propeller haben im Flug fast das gleiche Geräusch wie der Webra-Getriebemotor von Hanno Prettner seinerzeit. Die Leistung ist überwältigend, extrem langsam zieht das Modell unendlich senkrecht rauf, da sieht man, was auch heute noch in dieser Konstruktion steckt.
Mein Fazit
Bei der abschließenden Siegerehrung gab es nur zufriedene Gesichter, es waren alle etwas verbrannt, fand doch der Wettbewerb bei strahlendem Sonnenschein und 32 Grad statt. Pokale für die drei Erstplatzierten sowie Urkunden für alle Teilnehmer wurden der Reihe nach ausgegeben. Für nächstes Jahr ist der 5. RC-1 Wettbewerb in Kärnten beim MFC Jauntal fix im Kalender, geplant am 25./26. August 2018. Am Samstag wird wie dieses Jahr ein Retro-Basar mit freiem Fliegen ausgetragen und am Sonntag wird wieder um Pokale und Platzierungen geflogen. Vielleicht verbindet ja der eine oder andere RC-1-Begeisterte eine Woche Urlaub im schönen Kärnten mit diesem tollen Event. Alle Ergebnisse des 2017er Wettbewerbs gibts übrigens hier als PDF.
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