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FMT Blog

Donnerstag, 19.01.2017 von Dr. Heinrich Eder Report: Interscale Indoor Fly-in

Das Interscale Indoor Fly-in in Nimwegen/Holland ist das Stelldichein der Indoor-Scale- und Semiscale-Klassen – und das weltweit wohl größte Event dieser Art. Heinz Eder war vor Ort, berichtet über diese in Deutschland kaum bekannten Modellklassen und stellt faszinierende Eigenbauten vor.

Die Saalflug-Scale-Klassen HE
Als Teilnehmer beim Interscale Indoor Fly-IN 2016 in Nijmegen/Holland fand ich die ganze Bandbreite der Indoor-Scale- und Semiscale-Klassen vor. Es ist weltweit der wohl größte Event in dieser Art. Wenngleich über 50 Teilnehmer aus 11 Ländern vor Ort waren – jeder Teilnehmer startete in der Regel in mehreren Modellklassen – so darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses „Back to the roots“-Fliegen z.B. in Deutschland praktisch ausgestorben ist. Die größten Aktivitäten sind noch in Tschechien, England, Frankreich, Holland und Schweden anzutreffen. Der Bau und das freie Fliegen von Scale-Modellen in der Halle ist eine besondere Herausforderung, die jahrelange Erfahrung erfordert. Nicht jeder will sich im Zeitalter der Kommerzialisierung diesen Herausforderungen stellen. Geflogen wurden in Nijmegen sechs Dauerflugklassen (F1D, F1L, F1M, F1M Junior, Sainte Formule, Gleiterklasse F1N) und sechs Scale-Klassen: F4D (Open Scale Rubber), F4E (Open Scale Electric/CO2), F4F (Peanut Scale) sowie Pistachio Scale, Kit Scale, Profile Scale.

Grundsätzliches zum Bauen und Fliegen
Die Messlatte für die Baubewertung liegt ziemlich hoch. Bestimmte Details (wie z.B. getrennte statt angedeutete Querruder) bringen extra Baupunkte. Die Bemalung muss einem Original entsprechen und wird häufig vor dem Bespannen mit dem Tintenstrahl-Drucker auf das Papier gedruckt. Für Markierungen und Schriften werden auch hauchdünne Decals (selbst bedruckte Wasserschiebebilder) benutzt, deren Rand praktisch nicht sichtbar ist. Natürlich hat auch die Airbrush-Bemalung - beispielsweise mit Tamiya-Farben - bei angedeuteten Alters/Verwitterungsspuren und Camouflagen ihren Platz. Details wie Kühler, Motoren werden häufig mit dem 3D-Drucker erstellt. Ich sah bei George Kandylakis einen kompletten Sternmotor, durchgebildet bis auf jede Kühlrippe und sogar noch die Ventilhebel. Bei aller Detailtreue ist natürlich immer das Gewicht entscheidend, denn es gibt ja neben der Baubewertung noch das Fliegen und hier zählt auch die Flugzeit. Ein typisches Peanut-Modell wiegt ohne Gummimotor 6 bis 7 Gramm und fliegt nach Bodenstart 30 bis 50 s, in Sonderfällen auch bis 90 s oder darüber. Das Trimmen ist wohl die größte Herausforderung, denn es muss trotz hohem Gummi-Drehmoment ein reibungsloses Abheben und ein stabiler Kreisflug erzielt werden. Oft ist für den Drehmoment-Ausgleich die kurveninnere Fläche negativ oder die kurvenäußere positiv angestellt. Die Bau-Bewertungen (z.B. Ausführung, Schwierigkeit, Scale-Maßstab der Leitwerke usw.) führen zu einer Punktzahl, die die Platzziffer des Modells in der Baubewertung bestimmt (siehe Tabelle). Die Summe der Platzziffern von Bau- und Flugbewertung bestimmt den Platz in der Gesamtwertung. Das Modell mit der kleinsten Platzziffer gewinnt usw.



Übersicht Scale-Klassen:
http://www.iifi.nl/scale/f4d.html

Pistachio Scale
Baubeschränkungen: Spannweite max. 8 Zoll (203 mm) oder Rumpflänge ohne Propeller max.6 Zoll (152,4 mm), Gummimotor
Dokumentation: Übersichtszeichnung und Foto des Originals. Farbschema muss vorhanden sein
Flugwertung: Handstart. Die zwei besten Zeiten von 9 Flügen werden addiert und bestimmen die Platzziffer für die Flugwertung
Baubewertung: Punkte siehe Tabelle

Peanut Scale
Baubeschränkungen: Spannweite max. 13 Zoll (330 mm) oder Rumpflänge 9 Zoll (228,6 mm), Gummimotor
Dokumentation: Übersichtszeichnung mit Foto des Originals. Farbschema oder farbige Dreiseitenansicht
Baubewertung: siehe Tabelle
Flugwertung: Bodenstart oder Handstart. Bodenstart bringt 10 Extrapunkte. Die zwei besten von 9 Flügen werden addiert und bestimmen die Platzziffer für die Flugwertung
Gesamtwertung wie bei Pistachio Scale Modellen (Platzziffern Flug- und Baubewertung werden addiert, die kleinste Platzziffer gewinnt)

Profile Scale
Baubeschränkungen: Gewicht mindestens 6 g, Spannweite max. 16 Zoll (406,4 mm), Gummimotor, Fahrwerk erforderlich. Material: Balsa und Japanpapier, keine High-Tech-Materialien
Baubewertung: Modell eines Originalflugzeugs, flacher Rumpf, Umrisse von Steuerflächen, Fenstern, Kabine usw. müssen vorhanden sein.
Flugwertung: Die zwei besten von 6 Flügen werden addiert

Kit Scale
Baubeschränkungen: Max. Gewicht 150 g, max. Flächenbelastung 15 g/dm², Motor: Gummi, CO2 oder Elektromotor
Baubewertung: Baukastenmodell, Dokumentation (z.B. Schachtel, Plan) aus der Farbgebung und Markierungen hervorgehen. Bewertung der Ausführung, der Originaltreue und des allgemeinen Erscheinungsbildes
Flugwertung: Als offizieller Flug zählt, wenn das Modell nach dem Abheben mindestens 10 s in der Luft ist. Vier offizielle Flüge sollen durchgeführt werden. Bewertet werden: Abheben, Steigflug, Landungsanflug, Landung und realistisches Flugverhalten

F4D Open Rubber und F4E Open Electric
Baubeschränkungen: Maximalgewicht 200 g , max. Flächenbelastung 15 g/dm², Motor: F4D Gummi, F4E Elektromotor oder CO2
Baubewertung: siehe Tabelle
Flugwertung: Als offizieller Flug zählt, wenn das Modell nach dem Abheben mindestens 15 s in der Luft ist. Vier offizielle Flüge sollen durchgeführt werden. Bewertet werden: Abheben, Steigflug, Landungsanflug, Landung und realistisches Flugverhalten

Tabelle für die Baubewertung (Originaltext)

1. Scale Accuracy Side view K = 15
2. Scale Accuracy End view K = 15
3. Scale Accuracy Plan view K = 15
4. Markings Accuracy K = 8
    Complexity K = 3
5. Colour Accuracy K = 3
    Complexity K = 2
6. Surface Texture and Realism K = 12
7. Craftsmanship Quality K = 11
    Complexity K = 4
8. Scale Detail Accuracy K = 8
    Complexity K = 4
    Total K K = 100

 

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