FMT Blog
Wer kennt es? Man wartet eine gefühlte Ewigkeit auf das richtige Hangflugwetter. Nein, es muss nicht nur das Wetter passen, du musst zudem zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, vor allem auch die Zeit dafür haben. In den Wintermonaten ist das nicht ganz einfach, ja es ist fast ein Glücksspiel.
Vorfreude
Wir befinden uns im Januar 2022. So war also mit 39 km/h Wind, in Böen sogar 69 km/h, eine frische Brise bis starker Wind für einen Sonntagmorgen angesagt. Was mir irgendwie zu meinem Glück noch fehlte, war die Hangerprobung meines Puri XL (gibt's im VTH-Shop als Bausatz). Ich hatte keine Wahl, ich musste an den Hang. Die Nase endlich wieder in den Wind strecken, die Gedanken wegblasen lassen. Noch am Freitag zuvor konnte ich Kumpel Michael überzeugen, mich zu begleiten. Aufgrund der zu erwartenden Windstärke beließ ich meinen Puri XL, wie er in der Motorversion war und demontierte einfach nur die Luftschraube – ich plante mit jedem Gramm zur Unterstützung.
Planung
Zur Wahl standen nun zwei Hänge: Einer mit Wanderpflicht und ohne Wetterschutz und einer mit Parkmöglichkeit an der Startstelle und damit einem windgeschützten Platz im Auto für gemütliche Pausen zum Aufwärmen. Aufgrund der angesagten Temperaturen von drei Grad fiel die Wahl natürlich auf die zweite Option. Am Hang angekommen, fragen wir uns erst einmal, warum wir nur bei so viel Wind fliegen wollten. Na gut, ums Absaufen müssen wir nicht kämpfen, das entspannt die Situation. Also bereiten wir erst einmal unsere Modelle vor. Ich bat Michael, den kleinen Puri mitzunehmen, um ein kleines Video zu drehen, in dem der kleine und der große Puri gemeinsam am Hang ihre Runden drehten. Das war unter der vorgefundenen Wetterlage allerdings etwas bösartig von mir. Aber was wir geplant hatten, wollten wir nun auch umsetzen. Wann bekommen wir die nächste Chance dazu?
Wie weggeblasen
Der Plan sah vor, wie gewohnt vorab ein paar Sätze ins Mikrofon zu sprechen, damit man weiß, worum es im Film geht. Ich nahm den Puri in die eine, das Handy mit Gimbal in die andere Hand und lief erst mal vor zur Kante. In dem Moment kommt eine ausdauernde Böe und lässt mich den Puri kaum mehr sicher halten. Ich drehe mich aus dem Wind und muss in der Position verharren. Michael kommt hinzu und unterstützt mich beim Umgreifen, damit ich das Modell wieder sicher in der Hand halten kann. Zeitgleich steigt das Gimbal aufgrund des Winddrucks aus und beendet die Stabilisierung des Smartphones. Abbruch – Rückzug!
Der Start
Einmal kurz gesammelt, hängen wir unsere Sender um den Hals, ziehen Handschuhe an, greifen die Puris und kämpfen uns an die Hangkante vor. Zu überwinden ist dazu noch ein Zaun. An der Startstelle positionieren wir uns mit dem Rücken zum Wind, um das Modell mit einer Hand halten zu können und warten auf eine kurze Pause der Brise. Diese wollen wir nutzen, um die Segler in den Wind zu schieben. Es geht relativ schnell und beide entscheiden zeitgleich, das Modell freizugeben. Ein kritischer Moment, der uns beide zusammenzucken lässt. Michael übersteht den Schock mit seiner 120 g leichten „Feder“ nicht und kann seine Korrekturen nicht gegen den Wind setzen. Sein Puri treibt ins Lee und kracht in einen Busch. Die Nasenleiste und eine Rippe sind beschädigt. An einen neuen Versuch ist nicht zu denken.
Unter Schmerzen
Ich habe mit meinem 640-g-Monster-Puri deutlich bessere Karten, zumal ich auch deutlich geradliniger rauskam. Das war eine gute Basis. So richtig vorwärts wollte der Puri aber erst mal nicht. Ich konnte aber das Höhenruder noch ein paar Klicks trimmen und dadurch die Fahrt ein wenig erhöhen. Voller Konzentration sind so einige Minuten Hangflugfreude möglich. Der starke Wind und die Temperaturen verursachen Schmerzen an den Wangen und auch an den Zähnen. Ich grinse vermutlich derbe beim Fliegen. Das hatte ich nämlich sonst noch nie. Also Spaß schon, aber keine Zahnschmerzen.
Abruptes Ende
Aus Versehen geht es dann plötzlich zur Landung über, als ich für eine Wende zu nah am Hang bin. Das beginnende Lee lässt mich nicht mehr los. Glücklicherweise kann ich aber den Puri absolut sanft zwischen etliche Misthaufen zirkeln. Glücklich und zufrieden mit dem Verlauf dieses Versuchs entscheide ich mich gegen weitere Starts und bin einfach froh, dass es auf meiner Seite keine Schäden zu beklagen gibt. Auch mein nächstes Bauplanmodell, welches seine Hangflug-Taufe bekommen sollte, durfte im Auto verweilen. Ich wollte mein Glück nicht aufs Spiel setzen und blieb bescheiden.
Nun schaut euch das Video dazu an und entschuldigt die wackelige Kameraführung, der Wind ist schuld!
Bis dahin, Tim.
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