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Jeden Winter wartet eine Gruppe Segelflieger sehnlichst auf den März – den Monat, in dem auf dem zugefrorenen Davoser See Grossegler geschleppt werden und prächtige Thermik über den bereits schneefreien und warmen Hängen der Parsenn Flüge bis in größte Höhen zulässt.
So tummeln sich an den Wochenenden mehrere Schlepper und manchmal fünfzehn Segler mit Spannweiten bis zu neun Metern auf dem Eis. An herrlichen Tagen wie dem letzten Wochenende kreisen dann bis zu zehn Segler gleichzeitig über dem Salezer Wald an den Hängen der Weissfluh und übersteigen sogar deren Gipfelhöhe.
Solche Höhen sind erreichbar, weil das Sonnenlicht von der Schneedecke reflektiert wird, und deswegen werden auch rein weiße oder überwiegend weiße Flugmodelle eingesetzt, die dann vor dem dunkelblauen Himmel gut sichtbar sind. Dunkelblau gefärbte Modelle wären eine Sichtkatastrophe. Da die Luft in 3 km Höhe bereits über 30% dünner ist, müssen vor allem die Motoren und die Propeller der Schlepper darauf abgestimmt sein. Die Segler brauchen lediglich eine kältefeste Stromversorgung und werden wasserdicht zugeklebt (vor allem beim Fahrwerk). Die Piloten brauchen extremen Sonnenschutz und wasserdichtes Schuhwerk. So vorbereitet ist das Fliegen in der gleissenden Märzsonne ein unwahrscheinlicher Genuss.
Worte können kaum wiedergeben, wie man sich fühlt, wenn der eigene Segler auf dem Weg nach oben völlig ruhig die Hunderter (Höhenmeter) abspult und man an der Sichtgrenze langsam wegfliegt oder sogar den gesamten See quert zum Seehorn auf der anderen Seite – aber vielleicht können die Bilder den Reiz dieser Flüge ein wenig vermitteln.
Wer selber solche Flüge absolvieren möchte, ist nicht auf den Davoser See angewiesen – im Winter sind praktisch die gesamten Alpen oberhalb der Nebelgrenze ein einziges Segelflugparadies! Drei Piloten mit einem kleinen Schlepper und zwei Dreimeterseglern reichen völlig, sie müssen sich lediglich ein kleines freies Gelände mit einem nördlich anschliessenden Berg suchen, und davon sollte es ja ein paar geben.
Das Betreten des Davoser Eises ist von der Gemeinde jedoch nicht ohne Grund generell untersagt worden – durch das Absenken des Wasserspiegels während des Winters birgt es erhebliche Gefahren. Lediglich der örtlichen Modellfluggruppe ist es aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrung mit einer Sonderbewilligung gestattet das Eis zu betreten.
In der Hoffnung auf möglichst viele Nachahmer an anderen Orten.
Text und Fotos: Bertram Radelow
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