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Das kennen Sie bestimmt: Man steht auf dem Flugplatz, baut sein Modell auf, doch plötzlich funktioniert irgendetwas nicht wie gewünscht. Das Programmierhandbuch liegt zu Hause, andere Kollegen auf dem Platz fliegen mit anderen Systemen oder haben auch keine Ahnung, was los sein könnte. Was tun?
Haare raufen auf dem Flugplatz? Das muss nicht sein. Direct-RC-Link verspricht Sofort-Hilfe an Ort und Stelle.
Karl, das Käpsele
Man müsste halt ein Knöpfchen auf dem Sender haben, mit dem man in Echtzeit – online – Hilfe bekommen kann. Also nur drauf drücken, eine Stimme meldet sich, man schildert seine Probleme und bekommt die Lösung. Science-Fiction? Unmöglich?
Weit gefehlt. Gerade im Süden Deutschlands gibt es einige Tüftler oder wie wir Schwaben sagen: Käpsele. So einer ist Karl Schäuffele. Er erkannte schon früh den Bedarf und fing an, zunächst nur für sich selbst, eine umfangreiche Datenbank aufzubauen. Gespeist wurde diese durch eigene Erfahrungen, aber auch durch den Input von klugen Köpfen unserer Branche (darunter so bekannte Modellbauer wie Eugen Kächele, Edgar Wallatz oder Otto Slope) und aus einer Auswertung aller zugänglichen Foren, Chatrooms und Selbsterfahrungsgruppen.
Gemeinnütziger Algorithmus
Ein Problem tauchte auf – und Karl konnte es anhand immer wieder verbesserter Algorithmen seiner Software-Datenbank in kürzester Zeit lösen. Natürlich konnte er das nicht alleine leisten. Viele Fliegerfreunde mit den gleichen Problemen und Vorstellungen kamen zusammen, um an der Sache mitzuwirken. Selbst aus dem Ausland boten erfahrene RC-Programmierer ihre Hilfe an. Genannt werden sollen hier nur Bello Horizonte aus Italien, Carl Lindberg (der Enkel des berühmten Fliegers ist Modellbauer!) oder Jiri Valuta aus Tschechien.
Herausgekommen ist am Ende die Idee, ein zunächst deutschsprachiges, später internationales Netz aufzubauen, das einen Onlineservice anbietet, den es in dieser Form noch nie gab. Nur Asien wird vorläufig komplett ausgenommen, weil bekannt wurde, dass die Chinesen an einem eigenen System arbeiten. Hinter alldem steckt inzwischen eine gemeinnützige Low-Profit-Organisation, die sich passenderweise Direct-RC-Link nennt und bislang vor allem von Crowd-Funding finanziert wird.
Es funktioniert!
Kurz nach Neujahr kamen Karl und seine Mannen mit ihrer Idee auf die FMT zu. Und schnell war klar: Da musste zeitnah etwas getan werden! Sofort wurde ein Team zusammengestellt, das erste Testversionen auf Herz und Nieren prüfte. Das Ergebnis: Es funktioniert. Kurzerhand wurde eine Near-Reality-Testversion geschrieben. Erfreulicherweise konnte die FMT für die Erprobung zwei bewährte FMT-Autoren gewinnen: Als Praktiker (weil mit Problemen vertraut) fungiert aktuell Wernher von Klaumeister, die Serviceseite hat FMT-Elektronikspezialist Herbert Kupferkabel übernommen.
Wie geht das?
Man meldet sich mit Handynummer, bevorzugtem Medium (WhatsApp, Facebook etc.) und Fernsteuersystem auf der Homepage von Direct-RC-Link an (derzeit für Beta-Tester kostenlos nur auf der FMT-Homepage zu finden: www.vth.de/direct-rc-link), loggt sich ein und folgt den Anweisungen auf dem Bildschirm. Schon jetzt hat man unbegrenzten Zugang zum System. Vorerst läuft das Ganze natürlich noch im Versuchsstadium.
Man drückt also auf das besagte Knöpfchen, bei Jeti zum Beispiel ist es der Menü-Button, den man erst kurz, dann lang drücken muss. Damit wird man unmittelbar zu einem Mitarbeiter durchgeschaltet. Dann kann man seine Frage stellen und erhält sofort Hilfe. Je nach Komplexität des Problems auch per Videoschaltung, also von Angesicht zu Angesicht sozusagen, abhängig von der vorab gewählten Kommunikationsform. In Arbeit ist ein Update, das der Servicekraft sogar den Bildschirm des jeweiligen Senders anzeigt. Bei der Endversion wird dieses Feature schon integriert sein.
Die Programmierung des Achtklappen-Seglers ist schwieriger als gedacht? Kein Problem: Einfach Knöpfchen drücken und ein Servicemitarbeiter von Direct-RC-Link meldet sich.
Der Operator bei der Arbeit. Ähnlich wie bei TeamViewer sieht er künftig am Bildschirm den aktuellen Screen des User-Senders.
Und die Kosten?
Natürlich kann dieser Dienst nicht umsonst sein, schließlich müssen „echte“ Personen den Service durchführen. Das kostet Geld. Das derzeit angedachte Bezahlsystem nach genutzten Serviceminuten erscheint aber fair und zeitgemäß. Eine Standardberatung (fünf Minuten mit Videounterstützung) soll um die 2,50 Euro kosten. Aus meiner Sicht ein mehr als fairer Betrag. In der bisher laufenden Testphase wurden bereits über 100 Fake-Anfragen gestartet (großenteils absichtlich komplex) und jedes Mal wurde lösungsorientiert beraten. Am Ende konnten so gut wie alle, zugegebenermaßen häufig überspitzt konstruierten Probleme auch gelöst werden. Aber die Jungs (und Mädels) von Karl spinnen die Möglichkeiten von Direct-RC-Link noch weiter: Selbst Modellflieger auf Partnersuche (das sind nicht wenige!) werden in Zukunft hier möglicherweise eine Plattform finden. Angestrebt wird in jedem Fall eine Near-100%-Erfolgsrate.
Auch das könnte ein zukünftiger Anwendungsfall für Direct-RC-Link sein: Hilfe für einsame Modellflieger-Herzen, Partnersuche auf Knopfdruck.
Eine neue Ära
Da das ganze Projekt als gemeinnütziges Startup läuft und so möglicherweise auch von diversen Förderprogrammen profitieren kann, scheint die vorläufige Finanzierung durchaus realistisch zu sein. Allerdings hängt die Zuteilung von Förderprogrammen von der Anzahl potenzieller Nutzer ab. Also nichts wie rauf auf www.vth.de/direct-rc-link. Je mehr Clicks wir bekommen, desto eher geht die Consumer-Version auf Sendung. Eine neue Ära im Modellflug scheint angebrochen. Und wir dürfen dabei sein, ab April 2020! Cool!
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