Mittwoch, 11.03.2020 Fünf Schritte zum Helifliegen
Dann mal los: Heli mit vollgeladenem Akku auf den Boden stellen und erst den Sender (mit dem Gasknüppel auf Null), danach das Modell einschalten. Für einen kurzen Augenblick (zwei bis drei Sekunden) sollten wir den Heli nicht bewegen. Diese Zeit braucht die Elektronik im Modell, um mit den integrierten Sensoren die Ruhelage zu erkennen und zu speichern. Initialisierungsphase nennt sich das. Unser Flug wird nämlich von einer komplexen Elektronik mit Sensorik überwacht, die hauptsächlich dafür sorgt, dass der Heli nach dem Abheben nicht unkontrolliert nach links oder rechts wegdreht.
Schritt 1
Wir stellen den Heli mit der Nase nach links oder rechts vor uns auf den Boden und geben zügig Gas, bis der Heli abhebt. Das sollte frühestens in Knüppelmitte und spätestens bei zwei Dritteln des Gasknüppelweges erfolgen. Ist er etwa in Augenhöhe, gehen wir ganz vorsichtig soweit mit dem Gas zurück, bis er die Höhe hält. Wenn das Modell zuvor wirklich neutral eingestellt war, was die meisten aus der Schachtel heraus heutzutage wirklich sind, steht der Heli nun abwartend surrend in der Luft.
Das zügige Abheben hat einen guten Grund: Gibt man nämlich langsam Gas, bauen sich am Boden Wirbel auf. Und durch die muss man beim Abheben durch, was der Heli gern mit wilden Tänzen quittiert. Je kleiner der Heli, desto eher wird er von Luftverwirbelungen beeindruckt. Rasches Abheben bis auf Augenhöhe bewahrt vor solchem Ungemach.
Haben wir die Sicherheitshöhe erreicht, können wir mit den drei Trimmungen unseren Heli – falls erforderlich – noch etwas ruhiger auf den Schwebeflug einstellen. Erst dann fangen wir mit gewollten Änderungen an, aber bitte moderat.
Schritt 2
Wir beginnen dabei mit der Drehung um die Hochachse, also die gedachte lotrechte Linie durch unser Modell. Je nach Typ wird unser Heli auf Ihre Gierbefehle unterschiedlich reagieren. Beim Single-Rotor-Heli ist die Drehung um die Hochachse nach links und rechts annähernd gleich agil, egal ob der Heckrotor mit einem eigenen Motor geregelt oder per Servo gesteuert wird. Wobei die Steuerung über ein Heckservo deutlich schneller reagiert, da ein Motor bei einer gewollten Drehzahländerung diese erst einmal umsetzen muss.
Lassen wir den Knüppel für die Hecksteuerung los, sollte die Bordelektronik, überwacht vom Kreiselsensor, den Heli in der letzten Position festhalten. Je nach Qualität der Bordelektronik gelingt das mehr oder weniger gut.
Schritt 3
So, nun versuchen wir einmal vorwärts zu fliegen, seitlich von links nach rechts bzw. rechts nach links oder auch von uns weg, nur nicht auf uns zu! Den Vorwärtsflug initialisiert man mit der Nicksteuerung. Senderknüppel nach vorn drücken bedeutet Nase runter. Dabei neigt sich die Rotorachse nach vorn und wir erzeugen neben dem Auftrieb auch einen Vortrieb. Bringen wir den Nick-Sender-Knüppel wieder in Neutralstellung, wird der Heli je nach Konstruktion von allein nach kurzer Strecke wieder in den Schwebeflug zurückkehren. Ein normaler Heli fängt sich nicht so rasch wieder ab. Da muss man dann mit einer entgegengesetzten leichten Bewegung, also den Nickknüppel zu uns ziehend, nachhelfen.
Das Thema Rückwärtsflug funktioniert entsprechend einfach, nur die für ein Flugmodell ungewohnte Bewegungsrichtung verwirrt unsere Sinne und macht es schwieriger, als es ist. Auch sollte man sich von den festen Begriffen links und rechts nicht irritieren lassen, die sind durchaus nicht starr, sondern beziehen sich stets auf die Sicht der Helinase, nicht der eigenen. Stellt man sich also stets vor, man sitzt vorn im Heli und schaut nach vorn.
Schritt 4
Als nächsten Schritt nehmen wir uns den seitlichen Flug vor, der mit einer Rollbewegung eingeleitet wird. Dabei passiert theoretisch das gleiche wie beim Vor- und Rückwärtsflug, nur dass sich die gesteuerte Rotorebene seitlich neigt, zu der Seite hin, zu der sich der Heli bewegen soll. Damit kann ein Heli im Gegensatz zu einem Flächenflieger wirklich seitwärts fliegen!
Allerdings wird er beim Seitenflug bei weitem nicht so schnell, wie beim Vorwärts- oder Rückwärtsflug, da der deutlich höhere Luftwiderstand der Seitenfläche, insbesondere bei vorbildgetreuen Modellen, sich dem entgegenstellt. Dennoch werden wir den Seitenflug durch einen kurzen gegensteuernden Impuls stoppen müssen.
Schritt 5
Das Thema Landen ist beim Heli prinzipiell einfacher als beim Flächenmodell, weil wir ohne jedwede Vorwärtsbewegung aufsetzen können (und sollten). Grundsätzlich erfolgt die Landung aus dem kontrollierten Schwebeflug heraus durch langsames Zurücknehmen von Gas bzw. Pitch. Dabei ist besonders darauf zu achten, dass der Heli in der Waagerechten bleibt, um nicht den Heckrotor durch Bodenberührung zu gefährden.
Das Thema Steigen und Sinken, über die Drehzahl geregelt, dürfte inzwischen bei den Versuchen mit den drei Flugachsen so ganz automatisch klar geworden sein. Wir sollten dabei aber nicht vergessen, dass unser Modell im Flug Strom verbraucht, auch wenn der Heli nur in der Luft steht, die Kapazität des Akkus also im wahrsten Sinne des Wortes bald verflogen ist.
So zwischen fünf und zehn Minuten haben wir für einen Flug. Wenn wir Glück haben, können wir am Kapazitätsende des Akkus trotz Gashebel am Anschlag nicht mehr Steigen, aber vermutlich wird unser Heli rasch zu Boden sinken und sich nicht mehr erheben.