Mittwoch, 14.02.2024 Bei uns geht es rund
Fesselflug ist fast in Vergessenheit geraten. Die Modellfluggruppe Ostalb betreut am Schubart-Gymnasium in Aalen eine Gruppe junger Fesselflieger und berichtet über ihre Erfahrungen. Fesselflug das ist Teamsport, den man auf dem Schulhof, der Turnhalle oder im Stadtpark betreiben kann.
Fesselflug in der Jugendarbeit
Viele Wege führen nach Rom und viele Möglichkeiten gibt es für die Jugendarbeit im Flugmodellsport. Als Modellfluggruppe haben wir ein wunderschönes Fluggelände, allein die Entfernung zu den benachbarten Städten Aalen und Heidenheim beträgt 20 km und ohne Taxi Mama geht da beim Nachwuchs gar nichts. Deshalb konzentrieren wir uns bei der Arbeit am Schubart-Gymnasium Aalen auf Flugmodellsportarten, die wir auf dem Schulhof oder der Sporthalle betreiben können. Neben der neusten Flugmodellsportklasse Drone-Soccer haben wir uns auf eine traditionelle Flugmodellkategorie besonnen, den Fesselflug. Über Drone-Soccer haben wir im Heft 7/23 berichtet, heute wollen wir über unsere Erfahrungen mit den Fesselflugzeugen berichten.
In jeder Schule gibt es einen Schulhof und vielleicht auch die Möglichkeit der Nutzung der Schulturnhalle. Bei uns gibt es beides. Zum Fliegen an der Leine benötigt man eine freie Kreisfläche minimal mit einem Durchmesser von 10 m. Rechnet man noch einen Sicherheitsabstand ein so benötigen wir minimal 12 m. Wir haben bei uns 22 m Hallen-bzw. Hofbreite, da kann man schon ordentlich fliegen. Es sagt schon der Name, Fesselflugmodelle werden durch zwei dünne Drähte auf einer Kreisbahn „gefesselt“ und damit gleichzeitig gesteuert. Dabei wird die Handbewegung über ein Steuerdreieck auf das Höhenruder übertragen. Damit zieht das Modell im einfachsten Fall eine Kreisbahn, kann aber auch jeden beliebigen Punkt einer Halbkugel anfliegen, die man sich über dem Piloten vorstellen muss. Wir fliegen elektrisch und nicht höher als 15 m bei einem Abfluggewicht von weniger als 250 g, das geht überall dort, wo hinreichend Platz ist und der Eigentümer nichts dagegen hat! Notwendige Genehmigung – Fehlanzeige, aber versichert sind alle Teilnehmer über die Schule.

Der Mini Kuki ist unser Nachfolger der Mamba und für das neue Juniorenprogramm des DAeC ausgelegt
Wie alles begann
Als wir 2021 mit der Fesselfliegerei begonnen haben, gab es keine Fesselflug-Modellbausätze käuflich zu erwerben, so dass wir selbst etwas entwickeln mussten, was unseren Ansprüchen genügt. So entstanden zwei Modelle, die Mamba 2.0 und der Mini-Kuki. Die Mamba ist ein Modellentwurf aus Zeiten, in denen noch COX-Motoren solche Modelle zierten. Wir haben mit der Mamba 2.0 das Modell für den Elektroflug umkonstruiert, wobei wir die oft nicht hoch entwickelten handwerklichen Fähigkeiten von Schülern der Klassenstufe fünf bis sechs beachtet haben.
Die benötigten Teile werden bei uns auf der Fräse bzw. dem Lasercutter hergestellt, so dass ein solches Modell nach vier Nachmittagen im Rohbau stolz auf dem Baubrett stehen kann. Beim Bespannen müssen wir etwas helfen. Dabei hat es sich bewährt, dass wir an dieser Stelle einen kleinen Workshop einschieben, in dem wir den Umgang mit der Folie an unterschiedlichen Probestücken üben. Natürlich bekommt jeder Teilnehmer seinen Namen auf das Modell geplottet. Das ist wenig Aufwand, macht die Kleinen aber stolz wie Bolle.
Beim Antrieb haben wir lang experimentiert. Das Modell soll eine Rundenzeit von ca. 5s erreichen, dann ist es von einem Beginner sicher zu beherrschen. Da wir eine starke Indoor-Gruppe im Verein haben, wurde das dort verwendete Setup mit 2804-Motoren bei 1.800 kV ausprobiert und dabei blieben wir. Die Modelle fliegen mit einem 2s-450-mAh-LiPo sicher vier Minuten, das reicht für das Training. Zur Ansteuerung verwenden wir RC-Technik, d.h. Regler und Empfänger sind im Modell verbaut. Anders als üblich hat bei uns der Pilot den Sender nicht bei sich, sondern das Modell wird vom Trainer geregelt. So kann die Flugzeit ganz genau auf das Können des Piloten abgestimmt werden und dieser kann sich voll auf sein Modell konzentrieren.

Unsere Mamba im Rohbau, alle Teile sind gefräst und passen wie ein Puzzle zusammen
Entwicklung und Erfolg
Da wir über 3D-Drucker verfügen, setzen wir sie hier ein. Ein Fach, das einem klassischen Fesselflugtank nachempfunden wurde, nimmt Regler und Empfänger auf. Für den Motor haben wir einen speziellen Motorträger entwickelt, der bereits den notwendigen Seitenzug von 3° besitzt. Und natürlich werden auch der Fesselfluggriff und die Rolle für die Steuerleinen gedruckt. Jeder Teilnehmer kann sich seine Farbe wählen, die dann zur Bespannung passt. Unsere Gruppe besteht seit 2021 und hat konstant sechs Teilnehmer. Das ist eine Größenordnung, die ein Übungsleiter gut überschauen kann. Wir treffen uns einmal in der Woche, bauen oder gehen fliegen, bei schönem Wetter auf den Sportplatz und bei schlechtem in die Halle. Und fliegen gehen heißt, zehn Minuten nach Beginn der Arbeitsgemeinschaft ist der erste Teilnehmer in der Luft. Von den Mamba 2.0 haben wir bisher mehr als 20 Stück gebaut und sie dabei immer weiterentwickelt. Heute wird sie bereits in anderen Gruppen in Deutschland erfolgreich nachgenutzt. Allerdings ist die Mamba 2.0 ein Modell für den Beginner. Kunstflug würde sie überfordern. Deshalb haben wir den Nachfolger, den Mini Kuki entwickelt. Dieses Modell kann mühelos Loopings und Achten fliegen, tut es das nicht, liegt es am Piloten. Bleibt, die Frage, wie man Schülern das Fliegen lehrt, wenn man selbst keine Erfahrung hat. Natürlich ist es von Vorteil, wenn es einen Helfer gibt, der fliegen kann. Dann wird über den Griff gegriffen und so ggf. die Handhaltung korrigiert.
Bei uns hat bisher jeder Teilnehmer nach zehn Minuten reiner Flugzeit oder drei Starts begriffen, wie man fliegt. Und wenn einmal einer der Schüler fliegen kann, dann hat man auch den ersten Fluglehrer. Falls man keinen „Lehrer“ hat, lernen es die Schüler ganz einfach dadurch, dass man über die Fernsteuerung das Modell eine Runde, dann zwei usw. fliegen lässt. Wenn die Flughöhe 2m nicht überschreitet, kann nichts passieren. Wichtig bei dieser Variante ist, dass der Ausschlag des Höhenruders begrenzt ist.

Team Fesselflug beim Training in der Pfeifle Halle in Aalen
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Erfolgreiche Landesmeisterschaft
Der DAeC hat im vergangenen Jahr ein Schülerprogramm für den Fesselkunstflug veröffentlicht. Wir haben 2023 probeweise sehr erfolgreich eine Landesmeisterschaft Baden-Württemberg in der Halle durchgeführt.
2024 soll es dann am 20. und 21. Juli 2024 die erste Deutsche Schülermeisterschaft im MFSD geben. Wer an einer Schule eine Arbeitsgemeinschaft leitet, sollte das einmal ausprobieren. Fesselflug bereitet wenig Aufwand, ist überall machbar und teamfördernd. Und natürlich stehen wir beratend zur Seite. Und wer dann noch Fragen hat, auf unserer Seite www.mfg-ostalb.de findet ihr eine ausführliche Bauanleitung.

Beitrag von Angelika Möbius
Ausgabe: FMT03/2024