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Mittwoch, 27.12.2023 Das Venice-Projekt der MFG Aspach

Venedig im Winter soll ja sehr schön sein. Wenig Touristen, und auch eine Gondelfahrt ist möglich, ohne Schlange zu stehen. Für unsere Jugendlichen im Verein stand allerdings letzten Winter nicht die Lagunenstadt auf dem Programm, sondern eine Gondel der besonderen Art. Der Venice von Tim Weißbach – unser Bauprojekt für den Winter 2022/2023.

 

Schwierige Entscheidung

Die Wahl des geeigneten Modells für unsere Bauprojekte gestaltet sich meist schwierig. Das Modell soll von Kindern zwischen 10 und 14 gebaut werden können, natürlich unter Aufsicht und mit Hilfe von erfahrenen Modellbauern. Für die meisten Teilnehmer ist es das erste Flugzeug, das sie bauen. Der Baufortschritt soll so schnell sein, dass die Motivation erhalten bleibt, und das Modell auch wirklich am Ende des Winters fertig ist. Fliegerisch muss es einen Spagat schaffen: es soll Spaß machen, aber auch von Piloten geflogen werden können, die gerade dem Easyglider entwachsen.

projektstart

Projektstart: Sieben Arbeitsplätze sind vorbereitet – es kann losgehen

 

Unsere Wahl

Für den letzten Winter hatten wir uns den Venice ausgesucht, da er versprach, unsere Anforderungen zu erfüllen. Wir hatten vor einigen Jahren das Modell BrettZision von Tim Weißbach als Bauprojekt, der eine ähnliche Philosophie wie der Venice verfolgt. Wir waren mit diesem Modell sowohl vom Bau als auch von den Flugeigenschaften sehr zufrieden. Und, um es vorwegzunehmen: der Venice war eine gute Wahl und steht von den Bau- und Flugeigenschaften der BrettZision in nichts nach. Das Konzept des „Bauzzle“, einer Mischung aus Bausatz und Puzzle, ist ideal für ein erstes selbst gebautes Modell. Falsch herum zusammenkleben geht nicht, die Teile passen immer nur auf eine Art und Weise zusammen. Und nicht zuletzt waren Plan und Bausatz beim VTH verfügbar und über die Jugendförderung gesponsort!

flügelrohbau

Tabea und Pauline verschleifen den Flügelrohbau - so schnell wie er gebaut ist, ist er auch verschliffen

 

Projektstart

Nach dem Einrichten der Arbeitsplätze und den Sicherheitshinweisen begann der Bau mit dem Flügel. Die Rippen wurden ausgebrochen, etwas vorgeschliffen und in der richtigen Reihenfolge auf zwei Kohlerohre aufgeschoben. Nasen- und Endleiste und das Flügelohr wurden an ihren späteren Plätzen ausgelegt und dann war eigentlich schon alles am rechten Platz. Am ersten Bauabend lag der Flügel zusammengesteckt auf dem Baubrett, am Ende des zweiten Abends war der Flügel verklebt und verschliffen. Falsch herum oder verzogen geht nicht, die Flügel werden garantiert gerade. Dieser wirklich flotte Baufortschritt hilft enorm, die jungen Baumeister bei Laune und motiviert zu halten. Am ersten selbst gebauten Flügel-Rohbau kann man sich auch nicht satt sehen!

Die Ruder und Flossen sind ebene Brettchen – und dementsprechend schnell ausgebrochen und geschliffen. Der Rumpf – oder die Gondel, wie man beim Venice sagt – ist etwas mehr Arbeit. Der kleine Kastenrumpf ist schnell – und wieder fehlersicher! – zusammengebaut. Das Auffüttern der Rumpfnase und das anschließende Verschleifen ist die erste Herausforderung für Bauanfänger. Aber Balsaholz ist nicht nachtragend: Wenn zu viel abgeschliffen wurde, füttert man halt nochmal auf und probiert es noch einmal. Man kann bei dieser Gelegenheit auch den Ehrgeiz der Kids ein wenig kitzeln, wenn der junge Modellbauer vor dem Betreuer steht und fragt „Ist das gut so?“ Und der dann antwortet: „Du baust nicht für mich – du musst zufrieden mit dem Ergebnis sein!“

Bereits vor Weihnachten waren die Rohbauten soweit fertig, dass wir die Elektronik beschaffen konnten. Motor und Regler, drei Servos und ein Akku sowie die jeweils notwendigen Empfänger. Gewählt wurden die empfohlenen Komponenten aus der Baubeschreibung.

An diesem Punkt wurde dann ein kleiner Lötkurs eingeschoben. Schließlich braucht der Regler auch den passenden Stecker. Auch das können die Kids nach einer Einweisung und etwas Übung mit alten Kabelresten durchaus selbst machen.

kontrolle

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Toby und Paul peilen, ob der Flügel auch wirklich gerade ist

auch in der werkstatt

 

Auf der Zielgeraden

Anfang Februar schließlich ging es in den Endspurt – wir begannen zu bügeln. Zunächst mit Folienstücken auf Balsaresten, dann mit den beiden Finnen und den Rudern. Da es sich bei Finnen und Rudern um ebene Brettchen handelt, sind sie super, um Anfängern ein Erfolgserlebnis zu verschaffen und gleichzeitig etwas Übung zu ermöglichen, bevor es an Rumpf und Fläche geht.

Im Gegensatz zu Tim Weißbachs Empfehlung, haben wir auch den Rumpf bebügelt. Der Kasten ist ganz einfach, nur die Rundungen an der Nase erfordern etwas Geduld. Die Fläche hingegen ist mit ihrer mehrfach geschwungenen Form eine Herausforderung. Aber auch das haben die Kids schließlich gemeistert – nicht immer im ersten Anlauf, aber im Endergebnis durchaus sehenswert – die Designs sind übrigens alle von den Kindern selbst entworfen.

Das einzige Problem kam auf, als die Modelle schließlich auf die Schwerpunktwaage mussten: Der empfohlene 3s-1.000-mAh-Akku passt kaum in die schmale Gondel, und der angegebene Schwerpunkt lässt sich mit diesem Akku nicht einmal annähernd erreichen. Da wir unsere Komponenten aber bei einem himmlischen Jugendförderer erworben hatten, war der Umtausch völlig problemlos, und mit einem 3s-600-mAh-Akku, ganz nach hinten geschoben, ließ sich nun auch der Schwerpunkt problemlos erreichen.

Nach vier Monaten Bauzeit wurde der Abschluss im März 2023 mit Pizza und Cola gefeiert. Dabei wurde natürlich auch die Werkstatt aufgeräumt und gründlich geputzt. Und die stolzen Baumeister konnten ihre selbst gebauten Flugzeuge mit nach Hause nehmen.

auswiegen

Mats beim Auswiegen – der Schwerpunkt muss stimmen!

 

Auf dem Platz

Das Modell zeigte zu guter Letzt noch überraschend positive Folgen für die Fitness der Betreuer. Tim Weißbach macht keine Angaben zum erforderlichen S-Schlag des Venice. Er empfiehlt, das Modell in der Hand zu halten und zu laufen – und dabei zu spüren, wohin der Flieger will. Super Idee, Tim! Wenn man den schweißtreibenden Teil überstanden hat, belohnt der Venice aber mit den erwarteten Flugeigenschaften: Großer Geschwindigkeitsbereich und sehr gutmütig bei kleinen Ruderauschlägen. Mit großen Ausschlägen agil und wendig. Ein Spaßflieger für jeden Modellpiloten.

Logo "Early Birds" des FMT-Jugendförderprogramms.

Beitrag von Thomas Stier
Ausgabe: FMT01/2024

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