Seit etwa 30 Jahren gibt es eine aktive Jugendgruppe beim MFC Ulm/Neu-Ulm, die derzeit etwa 120 Mitglieder zählt. In der südlichen Grenzregion zwischen Bayern und Baden-Württemberg treffen sich die Jugendlichen jeden Mittwoch, um gemeinsam zu fliegen, Fachgespräche zu führen und einfach Spaß zu haben. In diesem Beitrag möchten wir vorstellen, was die Jugendlichen in unserer Gruppe im Laufe eines Jahres erleben.

Im Sommer fliegen, im Winter basteln

Auf dem Flugplatz des MFC Ulm/Neu-Ulm treffen wir uns jeden Mittwoch ab 15:30 Uhr. Mindestens zwei Jugendleiter stehen immer bereit, um die Jugendlichen zu empfangen. An diesem Tag haben die jungen Piloten absoluten Vorrang, während die erfahrenen Piloten eine Pause vom Fliegen einlegen. So können wir uns ganz auf die Jugendlichen konzentrieren, und das Üben im leeren Luftraum verläuft reibungsloser. Trotzdem schauen die Erwachsenen oft am Mittwoch auf dem Platz vorbei, um den Flugtag gemeinsam mit den Jugendlichen ausklingen zu lassen und sie so ins Vereinsleben zu integrieren. So vergeht die Zeit während der Sommermonate wie im Flug, und der Winter, den wir als Bastelsaison bezeichnen, steht vor der Tür.

Bei unserer Arbeit werden wir von der Stadt Neu-Ulm im Rahmen der Sportförderung unterstützt. Wir haben einen geräumigen Raum zum Basteln und einen Nebenraum zur Aufbewahrung der Modelle. In der letzten Bastelsaison haben wir insgesamt sieben Buschtrottel-Modelle nach den Plänen von Thomas Buchwald gebaut. Verbrauchsmaterialien wie Klebstoffe, Werkzeuge und Anlenkungen werden vom Verein gestellt, wodurch die Bausätze zu erschwinglichen Preisen angeboten werden können. Neben der Selbstfinanzierung der Jugendgruppe durch beispielsweise Spenden wird sie auch finanziell vom Hauptverein unterstützt. Dieser subventioniert Schulungsmodelle genauso wie 3D-Drucker oder Flächenschneider.

Neben den Gemeinschaftsprojekten wie dem Buschtrottel unterstützen wir auch individuelle Modellwünsche. Oftmals entwickeln sich die Geschmäcker unterschiedlich, sodass sich nach einer Flugsaison verschiedene Präferenzen herausbilden. Sei es 3D-Kunstflug, F-Schlepp, Segelflug oder Jetfliegerei. Die Erstellung des ersten passenden Modells muss ebenso begleitet werden, um die Jugendlichen nach den anfänglichen Erfahrungen mit den Trainern weiterhin zu motivieren.

Und wenn einmal das Harz zu langsam trocknet oder alle Jugendleiter gerade beschäftigt sind, können wir die Kids am Simulator neue Manöver für die kommende Saison trainieren. So geht der Winter oft viel zu schnell vorbei, ehe wir uns wieder auf dem Modellflugplatz bei Sonnenschein und warmen Temperaturen treffen, um die im Winter mühsam gebauten Modelle erstmals fliegen zu lassen.

Vereinsleben ganz groß: mittwochs treffen sich auf dem Flugplatz des MFC Ulm / Neu-Ulm Alt und Jung zum gemeinsamen Flugtraining

Ein paar Fakten

Nachdem die negativen Auswirkungen der Coronazeit auch unsere Jugendgruppe betroffen haben, ist die Anzahl der Jugendlichen im Verein auf eine kritisch niedrige Zahl geschrumpft. Kontaktbeschränkungen, die Schließung des Modellflugplatzes und des Bastelraums machten das Ausüben unseres Hobbys zeitweise unmöglich. Umso stolzer sind wir, dass der MFC Ulm / Neu-Ulm derzeit wieder 14 Jugendliche im Alter von 7 bis 17 Jahren zählt. Diese werden von einem Team aus insgesamt fünf Jugendleitern betreut. Besonders erwähnenswert ist "Gege", der die Jugendgruppe von Anfang an begleitet und bereits mein Fluglehrer war, als ich 14 Jahre alt war. Das bedeutet fast 30 Jahre Engagement für unsere Modellflugjugend. Aber auch Martin, der mit immer guter Laune die Jungs auch beim gelegentlichen Fußballspiel zum Schwitzen bringt, Jens, der zuverlässig organisatorische Aufgaben übernimmt, sowie Andi, der als jüngster Jugendleiter Schwung in die Gruppe bringt, sollen nicht unerwähnt bleiben.

Ist es draußen dann zu kalt zum Fliegen, geht es für die Jugendliche zum gemeinsamen Bauen in die Werkstatt

Präsent und nah

Um auch weiterhin eine so beeindruckende Gruppe von Jugendlichen zu haben, streben wir danach, wann immer möglich, präsent zu sein. Sei es auf Stadtfesten, Flohmärkten, Schnupperflügen, Adventure Days oder Wettbewerben. Dies erfordert jedoch mehr als nur ein Team von fünf Jugendleitern. Die Jugendgruppe erhält vorbildliche Unterstützung von allen Vereinsmitgliedern, einschließlich des gesamten Vorstands. Sie helfen beim Aufstellen von Zelten oder beim Grillen für die Jugendlichen, führen Lehrer-Schüler-Flüge durch und übernehmen gelegentlich einen Fahrdienst. Durch diese allgemeine Präsenz der Jugendgruppe erreichen wir immer wieder Jugendliche, die uns später auf dem Modellflugplatz besuchen.

Trocknet das Harz mal wieder nicht schnell genug, werden am Simulator neue Manöver für den Sommer geübt

Stilbruch

Jugendliche, die zu uns auf den Platz kommen, dürfen direkt mit zwei vereinseigenen Flugzeugen abheben. Dabei hat sich der Aeroscout von Hobbyzone im letzten Jahr besonders bewährt. Dieses Modell wird von einem Kreiselsystem (SAFE) unterstützt, sodass die Jugendlichen gleich selbstständig starten können und oft schon am ersten Tag ihre ersten Sololandungen schaffen. Auch wenn das für die Modellflugpuristen vielleicht ungewöhnlich klingt, müssen wir manchmal zu unkonventionellen Mitteln greifen, um gegen Minecraft und Fortnite anzukommen.

Nach kurzer Zeit, und immer mit der Sicherheit der Rettungsfunktion im Hinterkopf, schalten die Jugendlichen in den "Action-Modus" um. Dann drehen, rollen und jonglieren sie den Aeroscout, bis die Begeisterung so groß ist, dass sie meist innerhalb kürzester Zeit mit ihrem eigenen Aeroscout auf dem Platz erscheinen. Selbst wenn der Wind auffrischt, bleiben die Flugzeuge dank der Stabilisierung auch für Fluganfänger gut beherrschbar. Dadurch ist die erste Flugerfahrung der Jugendlichen häufig viel intensiver als früher, und ihre Motivation und ihr Spaß sind enorm.

Zusätzlich dazu ermöglicht der günstige Preis, der einfache Zusammenbau und die unkomplizierte Handhabung auch einen problemlosen Einstieg mitten im Jahr.

Jeder wie er will: Max, Tim und Chris (v.l.) präsentieren ihre Lieblingsmodelle mit Stolz

Und so lernt man fliegen?

Natürlich wird bei uns auch im Sinne der Modellflug-Enthusiasten geflogen und wir führen die Jugendlichen an eine Vielzahl von Modellen heran. Dabei steht der Wunsch des Jugendlichen im Vordergrund. Wenn jemand Kunstflug betreiben möchte, trainieren wir mit ihm. Wer lieber Drohnen fliegen möchte, erhält genauso Unterstützung. Wir helfen auch beim Aufbau der Beute des letzten Flohmarkts. Dadurch ist es auf unserem Platz immer abwechslungsreich, und es wird nie langweilig.

Für diejenigen, die es sportlicher mögen, bieten wir gerne Training für Wettbewerbe an. In diesem Jahr nahmen wir mit acht Jugendlichen an der Regionalen Jugendmeisterschaft Bayern I teil. Dabei stellten wir Teilnehmer in vier Disziplinen: Freiflug, Motorflug Junior, Motorflug Expert und Elektrosegelflug. Die Titel in der Klasse Junior Motorflug sowie die Klasse Elektrosegelflug gingen an Jugendliche des MFC Ulm / Neu-Ulm, die sich damit für die deutsche Meisterschaft qualifizierten. Ein Jugendlicher unternahm sogar die Reise ins 600 km entfernte Walsrode und platzierte sich als zweitjüngster Teilnehmer solide im Mittelfeld der Motorflug Junior Klasse. Obwohl wir für die Wettbewerbe alle Kreiselsysteme ausbauten, haben die Jugendlichen bei uns solide fliegen gelernt, trotz des gelegentlichen Stilbruchs.

Auch bei Wettbewerben zeigt die Jugend des MFC Ulm / Neu-Ulm was sie kann – hier Frano, Tim und Paul (v.l.)

Fliegen und noch mehr…

Natürlich steht bei uns das Fliegen absolut im Vordergrund. Dennoch versuchen wir, auch über das Fliegen hinaus, gemeinsame Aktivitäten mit den Jugendlichen zu unternehmen. In der vergangenen Saison konnten wir Freikarten für ein Basketball-Heimspiel des aktuellen deutschen Meisters Ratiopharm Ulm organisieren. Dieses Event besuchten wir im Anschluss an einen Bastelnachmittag in unserem Bastelraum.

Für die Regionale Jugendmeisterschaft Bayern I lud uns der austragende Verein MSF Wiedergeltingen ein, schon zwei Tage früher anzureisen und bei ihnen auf dem Flugplatz zu zelten. Ihre außergewöhnliche Gastfreundschaft ermöglichte uns ein unvergessliches Wochenende mit Nachtflügen und Lagerfeuer.

Zur Weihnachtszeit steht traditionell die Jugendweihnachtsfeier in unserer Vereinshütte auf dem Flugplatz an. Bei Pizza, Plätzchen und lustigen Videos lassen die Jugendlichen das vergangene Jahr in der Jugendgruppe Revue passieren, bevor sie sich voller Enthusiasmus im neuen Jahr wieder im Bastelraum treffen.

All diese Aktivitäten, ohne Fernsteuerung in den Händen, fördern das Treffen der Jugendlichen und das Entstehen eines "Wir-Gefühls". Spaß mit Gleichaltrigen und Gleichgesinnten zu haben, ist immer noch das Schönste.

Im Sommer wie im Winter, bei Wind und Wetter: Auf dem Modellflugplatz des MFC Ulm / Neu-Ulm ist immer was los

Vorfreude und Ausblick

Bei all den positiven Entwicklungen in unserer Jugendgruppe erinnern wir uns immer wieder daran, dass Modellflug eine "Randsportart" ist und wahrscheinlich immer bleiben wird. Deshalb machen wir keine Pause, sondern setzen alles daran, den Jugendlichen weiterhin ein großartiges Programm bieten zu können. Wir freuen uns daher besonders über die Unterstützung durch die FMT-Jugendförderung. Wir hoffen, dadurch noch sichtbarer zu werden und anderen Jugendlichen zu zeigen, welche tollen Erfahrungen im Modellsport möglich sind.

Für die kommende Bastelsaison planen wir bereits ein Gemeinschaftsprojekt, das nicht zu komplex ist, um auch individuellen Modellwünschen gerecht zu werden. Einige unserer Jugendlichen stehen kurz davor, auf anspruchsvollere Modelle umzusteigen. Vielleicht liegen diese Modelle dann unter dem Weihnachtsbaum, und wir können im Januar gemeinsam mit den Jugendlichen im Bastelraum an diesen Projekten arbeiten.

Und nach unserer erfolgreichen Teilnahme an den DMFV-Jugendwettbewerben sind wir sicher, auch im kommenden Jahr wieder auf so manchem Wettbewerb vertreten zu sein.

Beitrag von Peter Lohmiller
Ausgabe: FMT11/2023