Freitag, 21.11.2025 Eine andere Welt
In November finden die ersten Weltmeisterschaften im Drone-Soccer in Shanghai statt. Natürlich wird auch ein Team aus Deutschland teilnehmen – deshalb haben wir gern die Einladung (am Rande der World-Games in Chengdu) angenommen, einen Wettbewerb in dieser Sportart zu besuchen. Im Vergleich zu wie wir es kennen, gab es vor allem bei der Jugendgewinnung spannende Unterschiede.
Für alle, die noch nie etwas mit Drone-Soccer zu tun hatten – das ist Fußball in der Luft. Die Drohnen tragen eine Ballhülle und zwei Tore hängen jeweils zwei Meter über dem Boden. Jede Mannschaft besteht aus drei bis fünf Piloten. Das Ziel ist es, in drei Spieldritteln möglichst viele Tore zu schießen und das eigene Tor zu verteidigen. Gespielt wird in einer abgeschlossenen Arena.

Unter den Teilnehmern waren auch viele junge Piloten – ein Beweis, dass die Jugendwerbung in China funktioniert.
Riesiges Areal
Wir waren auf einen Wettbewerb europäische Prägung vorbereitet – eine Sporthalle mit zwei, maximal drei Arenen. Was wir zu sehen bekamen übertraf alle unsere Vorstellungen: Ein riesiges Autohaus – man stelle sich die Autohäuser von Mercedes in Stuttgart oder BMW in München vor – hatte seine gesamte oberste Etage geräumt und Platz für mehr als zehn Arenen sowie die notwendigen Vorbereitungsräume geschaffen. Ein solches Bild hatten wir noch nie gesehen. Wir schätzen die Zahl der Piloten auf mehr als 150 Personen im Alter von zehn bis vielleicht 30 Jahre.
Gespielt wurde in den Subklassen A und B sowie in der hoffentlich 2026 von den FAI zugelassenen Subklasse C. Letztere definiert sehr leichte Bälle mit 200 mm Durchmesser, die mit maximal 2s-LiPos befeuert werden und bei denen nur Brushed-Motoren zugelassen sind. Da der Transport der Bälle besonders in der Subklasse A mit ihren 400 mm Durchmesser sehr kompliziert ist, konnten die Teilnehmer Bälle und Akkus vor Ort ausleihen. Ein Konzept, welches wir so noch nie gesehen haben. Was wir dann an Perfektion im Spiel gesehen haben, hat uns begeistert.

Eine Arena der Subklasse A und nur ein kleiner Teil der gesamten Wettbewerbsfläche, die mehr als zehn Arenen umfasste.
Eine andere Philosophie
Und wie werden die Jugendlichen gewonnen? Eine mögliche Antwort bekamen wir einen Tag später. Wir fuhren zu einem Einrichtungshaus westlicher Prägung. Ein Einkaufstempel mit Marmor, LED-Spots und Glitzer. Und dann sehen wir in der ersten Etage eine Drone-Soccer-Arena, einen kleinen Drone-Track und einen Computerraum mit Simulatoren. Hier können die Kinder alles ausprobieren, während die Eltern auf Einkaufstour sind. Man stelle sich das in seinem heimischen Einkaufszentrum vor: Mit Sicherheit ein Blickfänger – aber kaum bezahlbar. China ist eben eine Welt mit einer anderen Philosophie im Umgang mit jungen Menschen. Wir freuen uns auf China und auf Shanghai im November, fahren aber auch mit der Gewissheit, krasser Außenseiter zu sein. Trotzdem – dabei sein ist alles!

Und das ist ein Drone-Soccer-Ball der Subclass C – ein guter Weg, um Jugendliche in den Flugmodellsport einzuführen, wie wir in der Jugendkolumne der FMT 3/2025 erklärt haben.

Beitrag von Angelika Möbius
Ausgabe: FMT11/2025