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Freitag, 24.10.2025 Flieger und Flüsterpropaganda

Mit der ersten Auflage des Jugend-Fliegercamps in Nördlingen scheinen wir nicht alles falsch gemacht zu haben, denn bei der Bekanntgabe des Termines für 2025 waren die zwanzig angebotenen Plätze relativ schnell von jungen Modellpiloten ausgebucht. Ein Start, der gutes versprach.

 

Ein Erfolg für alle

Die Bedingungen am Platz und die Wetteraussichten waren für das Wochenende im Juni perfekt und so begann die Veranstaltung am Freitagmittag mit Anreise und Errichtung der kleinen Zeltstadt bei bester Stimmung. Ein Dank hier an die Eltern, die sich aktiv eingebracht haben. Allein schon der Transport von den Modellen, die in einer gefühlt unendlichen Flut den Fahrzeugen entnommen wurde, verdient Anerkennung. Die Verteilung der Teilnehmer aus externen und heimischen Piloten war ausgewogen und nach einem kurzen Briefing begann ein reger Flugbetrieb – der bis zum Zeitpunkt des Abholens am Sonntagnachmittag anhielt. Die Tage Ende Juni sind die längsten des Jahres und das Fliegen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und darüber hinaus dank Dämmerungsflüge mit LED-Beleuchtung wurde konsequent praktiziert. Zu betonen ist dabei, wie entspannt und diszipliniert der Flugbetrieb ablief. Das Teilnehmerfeld reichte vom 11-jährigen Neueinsteiger bis zum 17-jährigen (Fast-)Profi und trotz dieser weiten Spanne ergab sich ein herrliches Miteinander. Wir sind uns sicher, dass jeder von jedem profitierte und alle gemeinsam jede Menge Spaß hatten. Zusätzlich haben wir wieder angeboten, die Prüfung zum Modellpiloten in Bronze, Silber und Gold abzulegen und die Jungs hatten sich durchweg tapfer geschlagen und konnten mit Nadel und Urkunde stolz den Heimweg antreten.

Die Zelte werden direkt am Flugplatz aufgebaut – so lässt sich die zeit am Knüppel am besten maximieren.

Die Zelte werden direkt am Flugplatz aufgebaut – so lässt sich die zeit am Knüppel am besten maximieren.

 

Darüber Hinaus

Dass ein Zeltlager für junge Modellflieger eine großartige Sache ist, überrascht aber niemanden, ist eigentlich sogar zu erwarten, wenn die Rahmenbedingungen für die Veranstaltung passen und die Betreuer klare Regeln für das Miteinander vorgeben und vorleben. Die Frage, die sich stellt, ist dagegen, warum die jugendlichen Teilnehmer in ihren Heimatvereinen zumeist die einzigen in ihrer Altersgruppe sind. Mit Blick auf die Mitgliederstruktur der FMG Nördlingen haben wir hier glücklicherweise eine entspannte Situation. Dabei sind es nicht nur die Jugendlichen unter 18, auf die man schauen muss. Gerade auch die Mitglieder bis 30 Jahren gilt es zu halten, sind Sie es doch, die in wenigen Jahren den Verein gestalten müssen. Zwei aus diesem Bereich konnten wir vor kurzem überzeugen Verantwortung zu übernehmen – jetzt stellen sie den zweiten und dritten Vorstand des Vereins und stärken damit gleichzeitig dem „Chef“ den Rücken und arbeiten sich in die Belange der Vereinsführung ein.

Genau wie im 1. Jugend-Fliegercamp haben wir auch dieses Jahr eine Exkursion in den Hangflug unternommen, wodurch viele Jugendliche erste Erfahrungen sammeln konnten.

Genau wie im 1. Jugend-Fliegercamp haben wir auch dieses Jahr eine Exkursion in den Hangflug unternommen, wodurch viele Jugendliche erste Erfahrungen sammeln konnten.

 

Jugend wirbt Jugend

Was also tun, wenn in diesen Altersgruppen weitgehend Leere herrscht? Über alle möglichen Aktionen und Maßnahmen zur Mitgliedergewinnung wurde hier und anderswo ausreichend diskutiert – ich möchte nichts davon wiederholen. Was mir dabei aber immer etwas zu kurz kam ist die Rolle der Jugendlichen selbst. Wir Alten tun uns manchmal schwer dabei, einen jungen Menschen davon zu überzeugen, dass unseres das beste aller Hobbys ist. Viel leichter hat es ein Jugendlicher, der andere junge Interessierte einfach mitzieht. Durch unsere fest etablierte Jugendgruppe funktioniert diese „Flüsterpropaganda“ perfekt und wir rekrutieren die Mehrzahl der Neueinsteiger über diesen Weg.

Was gilt es zu beachten, wenn man es auch so machen möchte? Es gilt, dem Jugendlichen das Selbstvertrauen mit auf den Weg zu geben, auch außerhalb des Flugplatzes stolz und selbstsicher seine Sache zu vertreten. Hier braucht sich keiner hinter einem Fußballer, Judoka oder Musikanten verstecken! Ein Weg dabei kann die Presse sein. Wir lassen keine Gelegenheit aus, über den Verein und speziell über die Jugendarbeit in der lokalen Zeitung zu berichten. Wer in der Zeitung steht, hat einen gewissen „Status“, und die Redaktionen sind meist gerne bereit, zwischen Schachmeister, Torschützen oder Pferdeflüsterer Bild und Text von Modellfliegern zu platzieren. Damit haben wir schon wir einen guten Ansatzpunkt. Auch die Schule kann Möglichkeiten bieten, unser Hobby zum Thema zu machen. Workshops, AGs und Auftritte bei Veranstaltungen – all das haben wir ausreichend diskutiert und all das kommt wieder aus der Hand der „Alten“. Wenn wir wieder auf das Konzept „Jugend wirbt Jugend“ setzen, kommen andere Ideen – warum nicht mal ein Referat über sein Hobby halten und damit quasi nebenbei noch eine gute Note einheimsen? Zugegeben, das macht dann etwas Arbeit für die Jugendlichen selbst, aber unsere Meinung zu „Kinderarbeit“ haben wir hier ja auch bereits ausführlich dargestellt – siehe FMT 5/2023.

 

Logo "Early Birds" des FMT-Jugendförderprogramms.

Beitrag von Jochen Zimmermann
Ausgabe: FMT10/2025

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