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Donnerstag, 15.06.2023 Fußball in der Luft

Sie sind neu, die Drohnenbälle. Es handelt sich um Quadrocopter, die von einem kugelförmigen Schutzgitter umgeben sind. Seit 2019 werden sie von der FAI in der Wettbewerbsklasse F9A geführt. Auf der Intermodellbau in Dortmund stellte der MFSD zum ersten Mal in Deutschland das Spiel und eine transportable Arena vor.

 

Internationale Sportart

Die Idee der Drohnen-Bälle kommt ursprünglich aus Korea. 2018 brachte die damalige Firma Graupner die ersten Drohnenbälle nach Deutschland und stellte sie auf der Hannover-Messe vor. Hinter dem Namen Sweeper verbarg sich ein Ball mit einem Durchmesser von 300 mm, der eine klassische Renndrohne umschloss. Der große Vorteil dieser Drohnenart: Sie sind vollkommen ungefährlich. Das sie umgebende Netz schützt nicht nur den Copter vor der Umwelt, sondern auch die Piloten. Damit sind die Drohnenbälle ein ideales Übungsgerät für unsere Jugend.

Drohnenbälle werden heute in China, den USA und in Korea mit einem Durchmesser von 156 bis 400 mm gefertigt. Man kann sie vielfältig einsetzen, aber gedacht wurden sie für eine Mannschaftssportart: Drone-Soccer. 2019 fand in Korea der erste internationale Wettbewerb statt, an dem ein deutsches Team neben einer Mannschaft aus Frankreich, Spanien und Japan eingeladen war. Dann kam leider durch Corona eine Zwangspause.

drohnenball

 

Was ist Drone-Soccer?

Vielleicht ist Quidditch aus den Harry-Potter-Filmen bekannt? Dort fliegen die Spieler und schießen einen Ball in runde Tore, die sich in der Luft befinden. Es ist nicht bekannt, ob Harry Potter als Vorlage für Drone-Soccer diente, auf jeden Fall sind Ähnlichkeiten unverkennbar.

Beim Drone-Soccer sind in einem käfigartigen Spielfeld zwei gegenüberliegende Tore in etwa drei Meter Höhe angebracht. Die zwei im Wettbewerb befindlichen Mannschaften bestehen aus maximal fünf Teilnehmern. Jeder Pilot steuert per Fernsteuerung seinen Drohnenball auf Sicht. Einer dieser fünf Drohnenbälle spielt dabei eine besondere Rolle: der sogenannte Striker. Nur dieser erzielt durch einen gültigen Tor-Durchflug einen Treffer. Die restlichen vier Bälle sichern das eigene Tor oder kämpfen dem Striker den Weg frei. Damit ist Drone-Soccer nicht nur ein Teamwettbewerb, sondern hat viel mit Strategie zu tun. Jeder Spieler hat seinen speziellen Aufgabenbereich und wie im Fußball gibt es verschiedene Systeme, nach denen man spielt.

copter

Bei den Dronenbällen handelt es sich um Copter, die von einem ballartigen Käfig sicher umschlossen sind

 

Die Fliegermädchen

Gespielt werden dreimal drei Minuten, in den Pausen werden Akkus gewechselt und kleine Schäden repariert. Drone-Soccer, das sind spannende Wettbewerbe, bei denen sich jedes Team gegenseitig rammt und blockiert, um zu verhindern, dass der gegnerische Striker ein Tor erzielt. Das Spiel und die Ballkonstruktion erlaubt den Vollkontakt. Fouls wie beim Fußball kennt das Reglement (fast) nicht, was die Attraktivität für die Zuschauer erhöht. Wenn zehn Bälle in der Luft sind, stellt sich für die Piloten die Frage: „Welchen Ball fliege ich denn?“ Deshalb werden die Bälle mit LEDs bunt beleuchtet, die in mindestens vier Farben eingestellt werden können.

Der Umgang mit den Drohnenbällen ist absolut sicher und spricht auch und besonders Mädchen an. So entstand in Aalen eine spezielle Gruppe, die Fliegermädchen, die von Angelika Möbius trainiert werden und die schon über vier Jahren besteht. Auf der Intermodellbau in Dortmund bewiesen die Fliegermädchen ihr Können. Die 14-jährige Annika, die auf der Position des Strikers flog, ließ dabei die Verteidigung des gegnerischen Männerteams einfach nur alt aussehen. Die Fliegermädchen werden im Oktober nach Korea fahren und Deutschland in einem internationalen Wettbewerb im Rahmen der Weltmeisterschaft vertreten.

striker

Der sogenannte Striker versucht, durch einen gültigen Tor-Durchflug einen Treffer zu erzielen

auch in der werkstatt

 

F9A-Unterklassen A und B

In den letzten Jahren hat sich Drone-Soccer rasant verbreitet. In den USA entstand eine spezielle Organisation (US Drone-Soccer), die heute über mehr als 90 Stützpunkte im ganzen Land verfügt. Diese Organisation hat gemeinsam mit den asiatischen Verbänden wesentlich zu der vorläufigen Anerkennung durch die FAI beigetragen.

Die FAI hat 2020 zwei verschiedene Unterklassen ausgeschrieben, die Subclass A und B. Die F9A Subclass A war ursprünglich als die eigentliche Wettbewerbsform gedacht. Bälle mit einem Durchmesser von 400 mm und 6s-LiPo-Akkus garantieren einen rasanten Flug und sind durch die geforderten 40 bis 60 LEDs für Zuschauer gut zu beobachten. Allerdings ist der Aufbau der Arena relativ aufwändig, so dass sich die Austragung dieser Subclass auf große internationale Wettbewerbe oder Veranstaltungen beschränkt. In Deutschland gab es 2020 die Möglichkeit, in dieser Klasse zu fliegen. Das ZDF hatte in seiner Sendung „Fernsehgarten“ eine Arena aufgebaut und berichtete über diese neue Spielidee.

Die F9A Subclass B war zunächst für die Jugend und den Einstieg gedacht, verbreitet sich aber rasant auch bei den Senioren. Der Durchmesser der Bälle beträgt hier 200 mm. Es gibt unterschiedliche Produzenten, die Bälle für den Wettbewerbseinsatz fertigen. Die meisten davon unterschreiten flugfertig die 250-g-Grenze und sind damit nicht registrierungspflichtig. Maximal sind 4s-Akkus zugelassen. Diese machen die Bälle für den relativ kleinen Flugraum von 3×6×3 m sehr schnell und das Spiel attraktiv.

Prinzipiell kann man Bälle dieser Größe erfolgreich selbst herstellen, allerdings ist man trotzdem für den Flugcontroller und die Motoren auf einen Import aus China angewiesen. Die Subclass B wird heute überwiegend indoor geflogen. Seit diesem Jahr fertigt die französische Firma Aircaptif eine aufblasbare Arena, die in 30 Minuten in jeder Sporthalle eingesetzt werden kann und die zum ersten Mal auf der Messe Intermodellbau in Dortmund gezeigt wurde.

piloten

 

Ideal für Schularbeitsgemeinschaften

Die Drohnenbälle sind natürlich nicht nur für den Drone-Soccer-Sport einsetzbar. Denn es handelt sich um ein sehr sicheres Fluggerät, um Schülerinnen und Schüler an den Flugmodellsport heranzuziehen. Der große Vorteil: Fast jeder Schüler ist schon irgendwann mit Drohnen in Berührung gekommen und hat nun die Möglichkeit, seine Fähigkeiten zu erweitern. Drohnenbälle kann man prinzipiell in jedem Klassenzimmer fliegen, optimal ist natürlich die Sporthalle.

Drohnenbälle können geradezu universell eingesetzt werden. Die Fliegermädchen am Schubart-Gymnasium in Aalen arbeiten beispielsweise erfolgreich an einer Choreografie mit den Bällen. Gerade die 156-mm-Bälle sind für den Einstieg in einer Arbeitsgemeinschaft ideal geeignet. Mit einer Kamera versehen, könnte auch ein Forschungs-Rundflug durch das Schulgebäude beginnen. Kurzum: Drohnenbälle sind eine interessante neue Flugmodellsportart und stoßen ein Tor in eine Technologie des 21. Jahrhunderts auf. Wenn wir jetzt das Interesse für diese neue Sportart geweckt haben, dann wendet Euch bitte entweder an den MFSD (www.mfsd.de) oder die neue Plattform: https://www.dronesoccer.info

Logo "Early Birds" des FMT-Jugendförderprogramms.

Beitrag von Angelika Möbius
Ausgabe: FMT07/2035

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