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Freitag, 22.08.2025 Rückenwind: Zwei Jugendleiter berichten

Wenn man beim MFSV Bietigheim-Sachsenheim e.V. an einem sonnigen Nachmittag über den Modellflugplatz schaut, sieht man viel Technik, viel Begeisterung – und des Öfteren auch zwei junge Männer, die mit einer Gruppe Jugendlicher am Sender stehen, die ersten Flugversuche begleiten oder beim Modellfliegen unterrichten.

Das sind wir: Laurens Reinold (19) und Johannes Kreisel (21). Wir haben vor Kurzem die Leitung der Jugendgruppe übernommen – ein Schritt, der sich für uns ziemlich natürlich anfühlt. Denn wir sind selbst in dieser Jugendgruppe groß geworden. „Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Jugendabend“, sagt Johannes. „Ich war damals zwölf, hatte gerade meinen ersten Wurfgleiter und war komplett fasziniert, wie viel man selbst bauen kann – und wie hilfsbereit alle waren.“ Ähnlich ging es auch Laurens: „Die Mischung aus Technik, Gemeinschaft und diesem gewissen Abenteuergefühl hat mich direkt gepackt.“

Aus dieser Anfangsbegeisterung ist über die Jahre mehr geworden: eine Freundschaft, viele Erfahrungen – und nun die Motivation, anderen Jugendlichen genau das zu bieten, was wir selbst erleben durften. Unsere Jugendgruppe ist nicht nur ein Ort zum Bauen und Fliegen, sondern ein Raum, in dem junge Menschen wachsen können. Und das nicht allein, sondern in einem echten Team.

 

Unsere Werte

Was uns dabei wichtig ist? Dass wir auf Augenhöhe mit den Jugendlichen arbeiten. Wir wollen keine Lehrer sein, sondern Begleiter und Ansprechpartner. Natürlich geht es um Modellbau, um Luftfahrt und um Technik – aber genauso geht es uns um Freundschaft, Selbstvertrauen, Verantwortung und das gute Gefühl, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. „Wir haben in den letzten Jahren unglaublich viel bei der Organisation mitbekommen“, erzählt Laurens. „Vom Sommerzeltlager über die Weihnachtsfeier bis zu unseren Ausflügen – man lernt, wie man plant, kommuniziert und improvisiert. Und vor allem wie man gemeinsam richtig gute Erlebnisse schafft.“

Ein Highlight war zum Beispiel der große Wurfgleiter-Wettbewerb bei der letzten Weihnachtsfeier. Jeder baute seinen eigenen Flieger – mit einfachen Mitteln, aber viel Ehrgeiz. Danach hieß es: Wer fliegt am weitesten, wer am stabilsten, wer hat die kreativste Konstruktion? Die Stimmung war super, und am Ende gab es Preise und Pizza. „Das zeigt einfach, wie viel Spaß Technik machen kann, wenn man‘s richtig anpackt“, sagt Johannes.

Die Jugendgruppe beim Vereinsfliegen: Hier gibt es immer viel zu sehen.

Die Jugendgruppe beim Vereinsfliegen: Hier gibt es immer viel zu sehen.

 

Große Zukunftspläne

Unser Ziel ist es, die Jugendgruppe lebendig zu halten – mit neuen Ideen, aber auch mit dem Bewährten. Klar, das Hangfliegen an der Teck bleibt gesetzt, genauso wie unsere regelmäßigen Bastel- und Bauabende. Doch wir wollen noch mehr Perspektiven eröffnen.

Ein neues Format, das wir gerade aufbauen, sind Exkursionen zu Unternehmen aus der Technik- und Luftfahrtbranche. Johannes bringt dafür aus seinem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik nicht nur viel Wissen mit, sondern auch Kontakte. „Die Idee ist, unsere Jugendlichen in die Welt hinter den Kulissen mitzunehmen. Wie entsteht ein Fluggerät? Wer arbeitet an modernen Luftfahrtsystemen? Und welche Berufe gibt es da eigentlich?“ Wichtig ist uns, dass diese Besuche keine trockenen Vorträge werden. „Wir gestalten das altersgerecht und spannend“, betont Laurens. „Keiner muss Angst haben, dass er in einem Fachjargon-Dschungel landet. Es geht darum, Begeisterung zu wecken – nicht zu verwirren.“

Ein besonders spannender Ausflug ist bereits in Planung: Wir wollen ein Startup besuchen, welches ferngesteuerte Luftschiffe für industrielle und wissenschaftliche Anwendungen entwickelt. Diese modernen Zeppeline kommen dort zum Einsatz, wo Drohnen an ihre Grenzen stoßen – etwa bei der großflächigen Kartierung von Landschaften oder beim Einsatz in schwer zugänglichem Gelände. Für unsere Jugendlichen ist das eine tolle Gelegenheit, zu erleben, wie innovative Technik mit echtem Praxisnutzen entsteht – und wie man selbst Teil dieser Entwicklung werden kann. Johannes hat mit seinem Studium sein Hobby zum Beruf gemacht – und wünscht sich genau das auch für die Teilnehmenden: „Wenn wir es schaffen, dass einer von ihnen irgendwann mit genauso viel Freude in der Branche arbeitet, wie ich das tue, dann haben wir richtig was erreicht.“

Teilnehmer und Helfer beim Jugendtag 2024. Vielen Dank an alle für den Einsatz.

Teilnehmer und Helfer beim Jugendtag 2024. Vielen Dank an alle für den Einsatz.

 

Herzenssache

Was uns als Jugendgruppe ausmacht, ist nicht nur das, was wir tun – sondern wie wir es tun. Bei uns zählt jeder. Ob jemand schon fünf Jahre dabei ist oder erst seit fünf Wochen. Wir fördern das Miteinander, die gegenseitige Unterstützung – und auch mal das gemeinsame Durchhalten, wenn beim Bauprojekt etwas klemmt. „Man merkt schnell, dass aus einem Haufen Jugendlicher ein echtes Team wird“, sagt Laurens. „Manche kommen anfangs ganz still – und blühen dann richtig auf.“ Auch das ist ein Teil unserer Aufgabe als Jugendleiter: Raum geben, stärken, motivieren.

Für die kommende Saison haben wir schon einiges geplant: Neben den regelmäßigen Treffen wird es wieder einen Bauwettbewerb geben, einen Jugendtag auf dem Flugplatz – und natürlich die erste Exkursion zum Luftschiff-Startup. Für uns ist klar: Technik kann begeistern – wenn man sie spannend erzählt, gemeinsam erlebt und mit einem guten Gefühl verknüpft. Unser Traum ist eine Jugendgruppe, in der sich Technikbegeisterung und Gemeinschaft gegenseitig beflügeln. Eine Gruppe, die mitwächst. Die laut lachen kann – und leise konzentriert an ihren Modellbau-Konstruktionen tüftelt. Und vielleicht auch eine Gruppe, in der aus Teilnehmern irgendwann selbst Jugendleiter werden – so wie bei uns.

 

 

Logo "Early Birds" des FMT-Jugendförderprogramms.

Beitrag von Johannes Kreisel und Laurens Reinold

Ausgabe: FMT08/2025

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