Montag, 09.03.2020 Die ersten Flüge
Wir haben uns erstes Modell fertig aufgebaut – toll ist es geworden! Alle Arbeiten wurden sorgfältig erledigt, der Schwerpunkt exakt eingewogen, frische Batterien in den Sender eingelegt und den Flugakku geladen. Jetzt üben wir uns noch ein bisschen in Geduld und warten einen windstillen Tag ab – die beste Voraussetzung für einen erfolgreichen Erstflug!
Vorflugcheck
Aus der Großfliegerei kennen wir die so genannten Vorflugchecks, welche vor jedem Start durchgeführt werden und mitunter zu einer Startverzögerung führen können, da ein Fehler erst einmal abgestellt werden muss. Und so machen wir es auch mit unserem Modell, vor jedem Start führen wir zuerst einen Vorflugcheck mit folgenden Prüfpunkten durch.
Stellen wir einen Mangel fest, so wird dieser erst sorgfältig behoben – ein „wird schon gehen“ darf es nicht geben. Kann ein Mangel nicht an Ort und Stelle behoben werden, verzichten wir lieber auf den Start!
Korrekter und fester Sitz von Tragfläche und Leitwerk, Modell auf Beschädigungen prüfen
Sind die Tragflächen vollständig am Rumpf angesteckt? Sind vorhandene Befestigungsschrauben fest angezogen und unversehrt? Sind die elektrischen Steckverbinder zu den Querrudern richtig zusammen gesteckt? Ist ein Teil am Modell gebrochen oder gestaucht? Besonderes Augenmerk gilt dabei den Ruderanlenkungen.
Kontrolle der Luftschraube
![]() |
![]() |
Ist die Luftschraube verschmutzt, die Blattenden (Propellerenden) eingerissen oder gar abgebrochen? Kann die Luftschraube frei drehen? Bei Klapp-Luftschrauben: Klappen die Luftschraubenblätter leicht an den Rumpf an?
Laufen die Ruder beim Bewegen des Steuerknüppels auch in die richtige Richtung?
Dazu stellt man sich immer hinter das Modell:
Probelauf des Motors
Ist der Antriebsakku geladen und unverrückbar festgezurrt? Liegt der Akku in der richtigen Lage (Schwerpunkt!)? Sind abnorme Geräusche zu hören, z.B. Quietsch- oder Schleifgeräusche? Ist evtl. ein Brandgeruch zu vernehmen?
Weit genug?
Bevor ein Modell erstmalig in Betrieb genommen wird, sollte eine Überprüfung der Reichweite erfolgen. Dabei wird geprüft, ob die Empfangsverhältnisse am Modell für einen sicheren Flugbetrieb geeignet sind. Hierzu muss am Sender eine Umschaltung erfolgen durch die eine Verringerung der Ausgangsleistung vorgenommen wird. Die Verringerung der Sendeleistung ist notwendig, da eine Überprüfung der Reichweite bei normaler Sendeleistung bedeuten würde, dass wir uns mit dem Modell in den Bereich der möglichen Reichweite des Senders begeben müssten.
Da die Reichweite mindestens größer als 2 km ist, wäre dies aber kaum zu realisieren. Deswegen wird die Sendeleistung verringert, damit die Entfernung, welche eine qualitative Beurteilung der Empfangsverhältnisse zulässt, erheblich verkleinert werden kann. Dieses Umschalten ist ein besonderer Menüpunkt und ist je nach Sender und Hersteller unterschiedlich – das kann man im Handbuch nachlesen.
Zur Prüfung einer ausreichenden Reichweite entfernt man sich mit dem Sender vom Modell bei eingeschalteter RC-Anlage. Bis zu einer Entfernung von mindestens 50 m dürfen die Ruder weder zappeln und schon gar keine ungewollten Ausschläge machen oder in irgendeiner Stellung stehen bleiben. Dieser Test ist auch bei laufendem Motor durchzuführen. Dabei ist Vorsicht geboten, denn selbst bei ausgeschaltetem Motor kann aufgrund von Empfangsstörungen der Motor selbstständig anlaufen – Verletzungsgefahr! Verläuft der Reichweitentest unbefriedigend, kann das verschiedene Ursachen haben.
Sind die Senderbatterien noch in Ordnung? Auch kann es an der Lage der Empfängerantenne im Modell liegen. Um hier Abhilfe zu schaffen, ist der Empfänger mit seinen kurzen Antennenstummeln in eine andere Lage zu drehen. Führt auch diese Maßnahme zu keiner Verbesserung der Reichweite, so sollte man sich an die entsprechende Serviceabteilung des Herstellers wenden. Auf jeden Fall ist erst die Ursache einer mangelhaften Reichweite zu suchen, bevor das Modell gestartet wird.
Der erste Start
Der Start unseres Motor-Seglers erfolgt durch den Handstart. Dazu wird das Modell am Rumpf etwa im Schwerpunkt gefasst. Wir achten dabei besonders darauf, dass das Modell gerade gehalten wird. Es darf dabei nicht eine Flächenspitze nach unten hängen und weder die Rumpfspitze oder das Leitwerk (bezeichnet alle Bauteile die zur Steuerung dienen) zum Boden gerichtet sein. Jetzt den Motor starten und das Modell mit einem kräftigen Schupps abwerfen.
Auch in der Abwurfphase muss das Modell gerade gehalten werden und darf keinesfalls steil nach oben freigegeben werden. Bei einem zu steil nach oben gerichteten Abwurf könnte die Motorleistung nicht ausreichen, um das Modell zu beschleunigen bzw. weiter auf Fahrt zu halten. Eine Reduzierung der Fluggeschwindigkeit kann dazu führen, dass die Luft nicht mehr in ausreichendem Maß die Tragfläche umströmt und dadurch kein Auftrieb mehr erzeugt wird – dann kommt es zum so genannten Strömungsabriss. Das Modell kippt nach vorn oder zur Seite und schlägt mangels Höhe am Boden auf – hier droht die Gefahr einer Beschädigung!
Wir haben aber alles richtig gemacht und bringen in einem sanften Steigflug das Modell auf Höhe. Wird der Steigflug zu steil und dadurch das Modell zu langsam, so geben wir einen kleinen, kurzen Tiefenruderbefehl. Dadurch verringert sich der Steigwinkel und das Modell kann wieder mehr Fahrt aufholen. Auf Sicherheitshöhe – je nach Modellgröße liegt diese zwischen 50 und 100 m – schalten wir den Motor aus, das Modell geht damit in den Gleitflug über.
Eintrimmen des Modells
Es wäre Zufall, wenn unser Modell auf Anhieb „wie am Strich gezogen“ geradeaus fliegen würde. In aller Regel sind geringe Trimmkorrekturen (setzt den Regler elektronisch auf null Wert, bzw. passt die Einstellungen an) nötigt, um das Modell in einen Geradeausflug zu bringen. Neigt das Modell zu einem Kurvenflug nach links, so korrigieren wir mit ein paar Klicks an der Seitenrudertrimmung nach rechts bis es gerade liegt. Ist das Modell mit Querrudern ausgestattet, so werden die Querruder nach rechts getrimmt.
Nimmt das Modell die Nase nach unten und wird schneller, so wirken wir dem mit der Höhenrudertrimmung entgegen. Aber nicht zuviel, das Modell darf keinesfalls dadurch die Nase hochnehmen, es würde nach kurzer Flugstrecke zu langsam werden. Wohlgemerkt, wir sprechen hier von kleinen Trimmkorrekturen, wird der volle Trimmweg benötigt und das Modell fliegt dann möglicherweise immer noch „schief“, dann ist irgendetwas nicht in Ordnung und wir landen das Modell wieder.
Der Geradeausflug sollte soweit eingestellt werden, dass das Modell in einem leichten Sinkflug von allein weiterfliegt, wenn man die Finger von den Steuerknüppeln lässt.
Nach der Landung überprüft man die Stellung der Ruder. Geringe Abweichungen der Ruderstellung von der Neutrallage im Millimeterbereich sind hier tolerierbar. Ist die Abweichung aus der Neutralstellung deutlich größer, so muss die Ursache dafür gesucht werden, z.B. ein Verzug in der Tragfläche oder ein schief sitzendes Leitwerk oder gar ein falsch eingestellter Schwerpunkt.
Eine Eselsbrücke
Eine Klippe, die der Einsteiger nehmen muss, besteht darin, dass die Steuerung der Richtung genau umgekehrt erfolgen muss, wenn das Modell auf den Piloten zu fliegt. Am Anfang seiner fliegerischen Karriere muss man sich darauf konzentrieren, die Flugbahn des Modells so zu korrigieren, dass es die gewünschte Richtung einnimmt.
Folgende Eselsbrücke ist hilfreich: kommt das Modell auf den Piloten zu und man will es in einen Geradeausflug bringen, muss man den Quer- oder Seitenruder-Steuerhebel in die Richtung bewegen, auf der die Tragfläche des Modells nach unten hängt. Auf dem Bild ist es die rechte Fläche – in diesem Fall gibt man Querruder rechts, um das Modell gerade zu legen.
Flugübungen
Um mit dem Modell möglichst schnell vertraut zu werden und es sicher zu beherrschen, ist das Einüben bestimmter Flugmanöver hilfreich. Die Übungen sollten immer in Sicherheitshöhe erfolgen, um bei Steuerfehlern noch ausreichend Höhe für Korrekturen zu besitzen.
Ist unser Modell bei einer Flughöhe von etwa 30 m angelangt, so schaltet man einfach den Motor wieder ein und lässt das Modell wieder steigen – ein Vorteil des Elektroantriebs!
Übung 1
So banal es klingen mag, eine der wichtigsten Flugübungen ist das Geradeausfliegen, denn das ist die Grundvoraussetzung für einen sauberen Landeanflug.
Ein Modell bewegt sich in der Luft und ist damit allen Einflüssen ausgeliefert, seien es Wind, Ablösungen oder Luftverwirbelungen. Alle beeinflussen die Flugbahn des Modells, mit dem Ergebnis, dass dieses von seinem vorbestimmten Kurs abkommt. Und dem gilt es entgegen zu wirken. Bei der ersten Übung – dem Lernen des Geradeausfliegens – wird stur geradeaus parallel zum Platz geflogen, in einer 180°-Kurve umgedreht und von der anderen Seite dies wiederholt.
Der Sinn der Übung ist also, zu lernen den Kurs zu halten; der zweite Übungsinhalt ist das Einüben der Steuerung beim Flug in Richtung des Piloten. Schauen wir von hinten auf das Modell, ist die Steuerung einfach: wenn man z.B. das linke Seitenruder betätigt, wird das Modell eine Linkskurve ausführen. Fliegt das Modell auf uns zu, sieht man das Modell von vorn und plötzlich dreht sich die Seitenruderwirkung um. Kleiner Tipp: Um das Modell im direkten Anflug gerade zu richten, steuert man immer auf diejenige Seite, auf welche die Tragfläche nach unten hängt. Die „Ruderumkehrung“ im Anflug gilt auch für das Querruder, beim Höhenruder bleibt die Steuerung im An- und Abflug unverändert.
Übung 2
Die nächste Flugübung ist das Fliegen von Kurven und Kreisen. Eine Betätigung des Quer- oder Seitenruders hat eine Schräglage des Modells zur Folge. In dieser Schräglage nimmt das Modell die Nase nach unten. Dieses „Nase-nach-unten-gehen“ muss mit dem Höhenruder korrigiert werden. Mit kleinen Ausschlägen wird dabei die Nase des Modells oben gehalten, um das Fliegen einer Kurve ohne Höhenverlust zu ermöglichen. Je mehr Schräglage das Modell hat, desto mehr Höhenruder muss gesteuert werden und umso enger wird die Kurve. Kurvenradius, Schräglage und Höhenrudereinsatz stehen beim Kurvenflug in einem engen Zusammenhang.
Zum Beenden der Kurve muss diese wieder ausgeleitet werden. Dazu genügt es nicht das Quer- bzw. Seitenruder in Neutralstellung zu bringen, denn unser Modell würde die Schräglage beibehalten und den Kurvenflug ungesteuert weiter fortsetzen. Für das Ausleiten ist ein Quer- bzw. Seitenruderausschlag in entgegen gesetzter Richtung nötig, bis die Tragflächen des Modell wieder horizontal liegen. Und spätestens jetzt muss die Höhenruderunterstützung zurück genommen werden, sonst würde das Modell nach der Kurve in einen Steigflug übergehen.
Übung 3
Mit vorschreitender Übung erhöhen wir den Schwierigkeitsgrad und fliegen liegende Achten. Hier ist man gezwungen, linke und rechte Kreise im Wechsel zu fliegen, es gibt dabei also keine „Lieblingskurven“. Auch in diesem Fall gilt es Windeinflüsse zu kompensieren, immer eine gleich bleibende Höhe zu halten und zu versuchen, die Acht mit ihrem Schnittpunkt vor dem Piloten zu fliegen. Schnell werden Sie dabei das Zusammenspiel der Steuerfunktionen erlernen.
Die Landung
Die Landung stellt bei den ersten Flügen den schwierigsten Teil des Fluges dar. Wer die Flugrichtung halten kann und den Kurvenflug beherrscht, hat schon die halbe Miete in der Tasche.
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
Die Landung wird immer gegen den Wind ausgeführt und unterteilt sich in den Gegenanflug, den Queranflug und den Endanflug.
Der Gegenanflug findet mit dem Wind in einer Höhe von etwa 30 m und einer Entfernung von ca. 50 bis 80 m parallel zur Landebahn statt. Der Gegenanflug endet etwa 100 m hinter der Platzgrenze und wird mit einer 90°-Kurve abgeschlossen. Die Geschwindigkeit entspricht der normalen Fluggeschwindigkeit – wir fliegen eher einen Tick schneller als zu langsam, denn bis zum Einkurven in den Queranflug haben wir Rückenwind. Spätestens jetzt schalten wir den Antrieb ab, um im anschließenden Queranflug mit dem Sinkflug zu beginnen. Ist das Modell gut getrimmt, sinkt es ganz gemächlich von selbst ohne dabei schneller zu werden. Eine weitere 90°-Kurve, welche direkt in der Verlängerung der Landebahn stattfindet, leitet den Endanflug ein – wir fliegen jetzt gegen den Wind.
Um weiterhin eine gute Ruderwirkung zu erhalten, müssen wir darauf achten, nicht zu langsam zu werden. Dazu kann es erforderlich sein, die Nase des Modells mit einem Tiefenruder-Steuerbefehl sachte etwas weiter nach unten zu drücken, um die Sinkgeschwindigkeit zu erhöhen. Die Geschwindigkeit und damit der Gleitwinkel werden allein durch das Höhenruder beeinflusst. Das Modell sinkt nun mit gleichmäßiger Geschwindigkeit bis zum Landeplatz. In einer Höhe von etwa einem Meter beginnen wir die Geschwindigkeit des Modells zu reduzieren, indem mit einem dosierten Höhenruderausschlag die Nase des Modells leicht angehoben wird. Nicht zu viel ziehen, wir wollen nicht steigen, nur die Nase anheben und langsamer werden.
Und das passiert nun von selbst, denn die Tragfläche ist jetzt zur Flugrichtung stärker angestellt, was wiederum eine Erhöhung des Widerstandes bewirkt. Ein geübter Pilot kann abschätzen, ob der Gleitflug ausreicht, den angepeilten Landepunkt zu erreichen. Wenn nicht, wird er kurz den Motor einschalten. Bei unseren ersten Landungen verzichten wir darauf, es ist nicht so wichtig, das Modell genau auf den Punkt zu dirigieren aber umso mehr, das Modell sachte und mit horizontal ausgerichteten Tragflächen aufzusetzen.
Auf keinen Fall ziehen wir das Höhenruder ruckartig und voll durch, denn dadurch würde die Fluggeschwindigkeit soweit ausgebremst, dass die Luft die Tragfläche nicht mehr in dem erforderlichen Maß umströmt und es zum Strömungsabriss kommt – der Auftrieb an der Tragfläche bricht zusammen. In diesem Zustand ist das Modell nicht mehr steuerbar und würde nach vorn oder zur Seite abkippen. Hat das Modell im Gleitflug die letzte Höhe abgebaut, ziehen wir kurz vor dem Aufsetzten feinfühlig das Höhenruder weiter durch, um das Modell ganz sachte aufzusetzen.
Landeübung
Das Landeverfahren, also das Abfliegen von Gegenanflug, Queranflug und Endanflug können wir zunächst in Sicherheitshöhe üben – Steuerfehler bleiben so ohne Folgen. Wir fliegen also den uns selbst vorgegebenen Flugkurs ab. Nach dem simulierten Endanflug schalten wir den Motor zu, drehen ab und machen etwas Höhe, um den Anflug erneut zu beginnen. Mit zunehmender Übung können wir die Flughöhe reduzieren und uns so an den „richtigen“ Landeanflug heran tasten.
Nicht verzagen
Auch wenn wir noch so bemüht sind, es wird nicht immer auf Anhieb klappen. Keinesfalls sollte man eine Landung „bei Fuß“ erzwingen, lieber das Modell weiter weg und dafür sicher und weich landen. Wird erkannt, dass der Endanflug zu kurz gerät – Motor einschalten, Höhe gewinnen und den Landeanflug erneut beginnen. Dasselbe gilt übrigens auch bei Steuerfehlern. Versuchen Sie nicht, missglückte Landeanflüge mit harten Manövern in Bodennähe zu korrigieren – das geht oft schief! In einer solchen Situation brechen wir den Landeanflug ab, gehen noch einmal auf Höhe und probieren einen weiteren Anlauf.
Eine Landung innerhalb einer Entfernung von 30 bis 50 m gilt als geglückt, man darf zu Beginn seine eigene Meßlatte nicht zu hoch ansetzen. Und eines ist uns auch klar: Übung macht den Meister.